Blanshei, Sarah R., Politics and Justice in Late Medieval Bologna (= Medieval Law and its Practice 7). Brill, Leiden 2010. 671 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die im Jahre 1971 in Geschichte am Bryn Mawr College zum Ph. D. graduierte Verfasserin war bei Erscheinen des vorliegenden Werkes Dean of the College und Professorin für Geschichte am Agnes Scott College (1990-1997, emerita). Sie ist 1976 durch eine Monographie über Perugia in der Zeit zwischen 1260 und 1340 hervorgetreten und hat verschiedene Artikel über die Strafgerichtsbarkeit verfasst. Auf Grund dieser besonderen Vorbereitung ist sie für ihr neues Werk hervorragend ausgewiesen.

 

Auf dieser Grundlage gliedert sie ihre beeindruckende Studie über Recht und Politik im spätmittelalterlichen, zwischen 60000 und 40000 Einwohner (darunter etwa 2000 auswärtige Studenten) zählenden Bologna zwischen 1250 und 1327 in fünf Teile. Sie beginnt nach einer klaren Einleitung mit der Strategie der Abschließung und der Verfolgung der Ausgeschlossenen. Die Strukturen der Oligarchie untersucht sie sehr sorgfältig in zwei getrennten Kapiteln über die Councils der Kommune und die Councils des Popolo und schließt daran den Nachweis der Standeszugehörigkeit und die politische Verwendung der Strafgerichtsbarkeit an.

 

Insgesamt untersucht sie erstmals die Gerichtsbarkeit der summary justice in einer spätmittelalterlichen Kommune Italiens an Hand der Daten von mehr als 18000 Amtsträgern. Dabei ermöglichen ihr die reichen archivalischen Quellen Bolognas vielfältige neue Einsichten in die Geschichte von Recht und Gesellschaft (vor allem der Bankiers, Kaufleute und Notare). Zahlreiche Anhänge runden die vorbildliche, vorsichtig schlie0ßende und überzeugend differenzierende, mit einer Miniatur Nicolò di Giacomos von 1376 geschmückte, einladend ausgestaltete Untersuchung vorteilhaft ab.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler