Austria Judaica. Quellen zur Geschichte der Juden in Niederösterreich und Wien 1496-1671, bearb. v. Rauscher, Peter, unter Mitarbeit von Keil, Martha (= Quelleneditionen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 7). Oldenbourg, München 2010. 509 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach dem kurzen Vorwort der Herausgeber wurde vom Herbst 1998 bis zum Frühjahr 2005 am Institut für jüdische Geschichte Österreichs bzw. am Institut für die Geschichte der Juden in Österreich im Rahmen der Germania Judaica (IV) ein vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziertes Vorhaben zur Erforschung der jüdischen Geschichte Österreichs im 16. und 17. Jahrhundert durchgeführt. Es schließt nach zwei Monographien, zwei Tagungsbänden und zahlreichen Einzelstudien mit einer Quellensammlung ab. Sie will das zweibändige, 1918 von Alfred F. Pribram herausgegebene Werk Urkunden und Akten zur Geschichte der Juden in Wien ergänzen und weiterführen.
In der Einleitung führen die Bearbeiter in den weiteren Rahmen ein, in dem das Werk zu sehen ist, nämlich in das 1903 von der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums eröffnete Forschungsprojekt Germania Judaica, das ein historisch-topographisches Handbuch zur Geschichte der Juden in Deutschland erstellen sollte. Hiervon konnte 2003 mit dem letzten Teilband des dritten Bearbeitungszeitraums das Mittelalter abgeschlossen werden. Dem folgt unter anderer geographischer Einteilung Germania Judaica IV.
Insgesamt umfasst das mit dem vorliegenden Band geglückte Teilprojekt 226 Nummern. Sie beginnen nach einem Steueranschlag von 1614 und einer Zahlungsabrechung von 1623 mit einem Befehl Maximilians I. zur Aufnahme vertriebener Juden in Marchegg vom 11. Dezember 1496 und enden mit einem Befehl im Auftrag des Kaisers an die niederösterreichische Regierung, die illegal auf einigen Herrschaften in Niederösterreich lebenden Juden auszuweisen. Die dabei insgesamt in 8 Sachgruppen eingeteilten, ausgewählten Dokumente werden durch Verzeichnisse und Register sehr gut erschlossen.
Innsbruck Gerhard Köbler