Ausbildung des Rechts. Systematisierung und Vermittlung von Wissen in mittelalterlichen Rechtshandschriften, hg. v. Böse, Kristin/Wittekind, Susanne. Lang, Frankfurt am Main 2009. 202 S., zahlr. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der schmale Sammelband ist aus zwei Rechtshandschriftenkolloquien der Jahre 2005 und 2006 am Kunsthistorischen Institut der Universität Köln erwachsen, an dem Susanne Wittekind als Professorin für allgemeine Kunstgeschichte tätig ist, Kristin Böse als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Durch die graphische Gestaltung des Titels wird dabei zum Ausdruck gebracht, dass das Bild eine besondere Rolle in der interdisziplinären Bearbeitung spielt. Das Recht ist in erster Linie nur das Feld, in dem auf das Bild besonders geachtet wird.
Der Band umfasst insgesamt acht Beiträge. Nach einer kurzen Einführung schildern die Herausgeber zunächst die Eingangsminiaturen als Schwellen und Programm im Decretum Gratioani und in den Dekretalen Gregors IX. Danach entschlüsselt Martin Avenarius gekonnt Inhalt, Entstehungszusammenhang und Gestalt der Breviarhandschrift Cod. Vat. Reg. Lat. 1128, während die übrigen Mitwirkenden auf zahlreiche andere interessante Fragen sorgfältig eingehen.
Insgesamt betrachten die Bearbeiter illuminierte Handschriften aus Baltimore, Berlin, Cambridge, Dresden, Fulda, Graz, Halle, Heidelberg, Kurnik, München, Oldenburg, Rom, Sankt Gallen und Wolfenbüttel. Sie vermögen dabei verständlich zu machen, wie Bilder während des gesamten Mittelalters einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung von Recht leisten. Nach Ansicht der Verfasser tragen die Abbildungen dadurch auch erheblich zur Generierung und Systematisierung von Rechtswissen bei, was freilich auf diejenigen beschränkt gewesen sein muss, denen die wertvollen Handschriften vor Augen kamen.
Innsbruck Gerhard Köbler