Auf dem Weg in eine neue Moderne? - die Bundesrepublik in den siebziger und achtziger Jahren, hg. v. Raithel, Thomas/Rödder, Andreas (= Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Sondernummer). Oldenbourg, München 2009. 205 S., graph. Darst. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach der Erkenntnis der sachkundigen Herausgeber, die als Professoren für neuere und neueste Geschichte an der Universität Augsburg (Wirsching), als Professor für neueste Geschichte an der Universität Mainz (Rödder) und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte (Thomas Raithel) wirken, ist die jüngste Geschichte (neueste Geschichte, Zeitgeschichte) der westlichen Staaten durch (mindestens) einen fundamentalen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Transformationsprozess gekennzeichnet. Dabei könnten die siebziger und achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine besondere Bedeutung haben. Deswegen will der schmale Band diese Frage im Gespräch der Sachkenner erörtern.
Nach einer übersichtlichen Einleitung der Herausgeber werden zu diesem Zweck zunächst in drei Beiträgen Ökonomie und Technologien in den Blick genommen und dementsprechend sektoraler Wandel und internationale Verflechtung der bundesdeutschen Wirtschaft, Produktionsprozesse und Massenmedien untersucht. Im Bereich von Kultur und Gesellschaft werden in vier Studien Arbeit, Freizeit, Konsum, Erwerbsbiographien, Entkirchlichung und Abtreibung betrachtet. Bei der Politik werden in drei Beiträgen Sozialpolitik, politisches System und Semisouveränität thematisiert.
Im Ergebnis fragt Hans Maier nach Fortschrittsoptimismus oder Kulturpessimismus und erkennt in der deutschen Einheit ein die Pessimisten belehrendes und die Optimisten ermutigendes Signal. Andreas Rödder hält Moderne, Postmoderne und zweite Moderne für mögliche Deutungskategorien und sieht in der Weiterentwicklung von Moderne-Konzepten, die als Vorstellung einer Nach-Moderne weite Erklärungsräume eröffnet, eine Möglichkeit, die Konzeptualisierung der Bundesrepublik Deutschlands in den globalen Transformationsprozessen der siebziger und achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts voranzubringen. Dementsprechend scheint der Weg in eine neue Moderne geschichtstheoretisch wohl insgesamt optimistisch bejaht.
Innsbruck Gerhard Köbler