Zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken. Chancen - Entwicklungen -Perspektiven, hg. v. Rapp, Andrea/Embach, Michael (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband 97). Klostermann, Frankfurt am Main 2009. 460 S. Ill. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das historisch-kulturwissenschaftliche Forschungszentrum der Universität Trier bündelt in interdisziplinärem Zusammenhang Forschungsaktivitäten mit einer historischen Ausrichtung aus verschiedenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Die von Michael Embach und Andrea Rapp geleitete Arbeitsgruppe Medien und Methoden der Konstruktion von Wissensräumen befasst sich seit langem in diesem Rahmen mit der Erforschung historischer Bibliotheken und ihrer Bestände. Unter dieser Perspektive wurde in der Stadtbibliothek Trier am 23./24. November 2007 als zweite Trierer Handschriften- und Bibliothekstagung ein internationaler Workshop veranstaltet, der die mittelalterliche, bekanntlich noch ganz auf die Handschrift beschränkte Bibliothek in einer breit gefächerten Palette sich thematisch ergänzender Beiträge in den Blick nahm und sich hierfür in vier Sektionen (Glossen und Fragmente, Produzenten und Besitzer von Handschriften, Klosterbibliotheken sowie Digitalisierung und virtuelle Rekonstruktion) teilte.

 

Abgedruckt sind die insgesamt 18 Studien in alphabetischer Reihenfolge der Verfasser. Deswegen stehen am Beginn Evamarie Banges Wasserzeichen, die einem Sammelband über mittelalterliche Handschriften wichtige Hinweise liefern können. Der Band endet mit Bettina Wagners Beitrag über das Prämonstratenserkloster Windberg und seine Bibliothek im Spiegel der Ausgabenbücher des 15. Jahrhunderts.

 

Dazwischen untersucht Rolf Bergmann die althochdeutschen Glossare in Zisterzienserklöstern, Rainer Berndt die Bibliothek der Abtei Saint-Victor zu Paris, Falk Eisermann mit Christoph Mackert den Handel mit Gebeten, Michael Embach Johannes Trithemius (1462-1516) und Kloster Sponheim, Gunther Franz die Weiterentwicklung der Stadtbibliothek Trier, Frank Fürbeth deutsche Privatbibliotheken des Spätmittelalters, Reiner Hildebrandt die Florentiner Handschrift der Physica Hildegards von Bingen, Bruno Klammer die Erschließung historischer Bibliotheken in Südtirol, Margit Krenn die Digitalisierung der Bibliotheca Palatina in Heidelberg, Andreas Lehnardt die Einbandfragmente des Sefer Teruma, Almut Märker Sachsens älteste Bibliothek in Pegau, Elmar Mittler die europäische Buchkultur zwischen unikatem Original und universalem Internetportal, Jean-Claude Muller die Rekonstruktion der Bibliothek der Zisterzienserabtei Orval in Luxemburg, Torsten Schassan mit Thomas Stäcker die Wolfenbütteler Handschriftendatenbank, Hermann-Josef Schmalor die Zerstörung der Bibliothek Corveys und die erhalten gebliebenen Überreste sowie Hans-Walter Stork die Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts Neumünster-Bordesholm. Drei Register erschließen den wertvollen Band. Möge er zu einem wichtigen Schritt auf dem langen Weg zu einer digitalen Erschließung aller mittelalterlichen Handschriften in einer virtuellen Einheit werden.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler