Wilhelm Levison 1876–1947. Ein
jüdisches Forscherleben zwischen wissenschaftlicher Anerkennung und politischem
Exil, hg. v. Becher, Matthias/Hen, Yitzak (= Bonner historische
Forschungen 63). Franz Schmitt-Verlag, Siegburg 2010, 351 S. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Wilhelm Levison wurde in Düsseldorf
am 27. Mai 1876 als Angehöriger einer seit dem späten 17. Jahrhundert in
Siegburg ansässigen Familie und älterer Sohn des Textilhändlers Hermann Levison
und seiner Ehefrau Josephine, geb. Goldschmidt, geboren. Nach dem frühen Tod
des Vaters und dem Abitur des Jahres 1894 empfahl ihn der Direktor des
städtischen Gymnasiums Düsseldorf dem Althistoriker Heinrich Nissen in Bonn, wo
Levison das Studium der Geschichte und klassischen Philologie aufnahm und mit
einer Dissertation über die Beurkundung des Civilstands im Altertum abschloss.
Auf Grund einer weiteren Studie zur Geschichte des Frankenkönigs Chlodwig zog
er die Aufmerksamkeit des an der Ausgabe von Quellen zur Geschichte des
Merowingerreichs für die Monumenta Germaniae Historica arbeitenden Archivars
Bruno Krusch auf sich und wurde 1899 Mitarbeiter Kruschs in Hannover.
Aus der Beschäftigung mit den
merowingischen Quellen entstand die 1903 von der philosophischen Fakultät der
Universität Bonn angenommene Habilitationsschrift über Bischof Germanus von
Auxerre und die Quellen zu seiner Geschichte. Unmittelbar danach begann Levison
seine Lehrtätigkeit in Bonn, erhielt 1909 den Titel Professor, 1912 ein
planmäßiges Extraordinariat und wurde 1920 im Zuge einer allgemeinen
Universitätsreform in Preußen zum Ordinarius ernannt, woraufhin er aus dem
Dienst der Monumenta Germaniae Historica ausscheiden konnte. 1935 wurde er in
den Ruhestand versetzt und verließ Mitte April 1939 Bonn in Richtung England,
wohin schon früher sein Bruder emigriert war und wo ihm die Universität Durham
ab 16. April 1939 eine neue wissenschaftliche Heimstätte als Honorary Fellow
bot.
Am 17. Januar 1947 verstarb Levison
dort als einer der bedeutendsten Mittelalterforscher seiner Zeit. Zur
Erinnerung an ihn fand in Bonn vom 11. bis 13. Oktober 2007 eineTagung statt,
die unter Leitung der Herausgeber Levisons Leben und Werk im Spannungsfeld
zwischen wissenschaftlicher Anerkennung und politisch bedingtem Exil würdigte.
In 17 thematisch ganz unterschiedlichen Beiträgen etwa Matthias (!)
Schmoeckels, Rosamond McKittericks, Alheydis Plassmanns, Rudolf Schieffers,
Theo Kölzers, Manfred Grotens oder Klaus Hildebrands gelang dies in überzeugender
Weise, ohne dass freilich eine umfassende Biographie zustandekam. Ortsregister
und Personenregister runden den mit einem Porträt Levisons geschmückten
handlich gewichtigen Band vorteilhaft ab, dem vielleicht auch die im Eingang
genannten bibliographischen Daten hätten beigefügt werden können.
Innsbruck Gerhard
Köbler