Türkis, Benjamin, Innsbrucker Tourismusgeschichte. StudienVerlag, Innsbruck 2010. 212 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das nach der Burg Tirol bei Meran benannte Land in den Alpen besteht im Wesentlichen aus hohen Bergen und engen Tälern, so dass in einer agrarisch geprägten Gesellschaft das dortige Leben für den Menschen im Gegensatz zum nördlichen Voralpenland wie zur südlichen Poebene schwer und mühsam war und Tirol europäische Bedeutung eigentlich nur als Verkehrsweg zwischen Norden und Süden Bedeutung erlangen konnte. Dies änderte sich mit dem allmählichen Reichtum der Nachbarn infolge des Übergangs zur industriellen Erzeugung von Waren. Dementsprechend entstand seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der zunächst europäische Massentourismus, dem die unberührt erscheinende Natur die Aufwendung anderweitig erworbenen Geldes für das eigene Erleben hoher Berge und tiefer Täler wert war.
Wie der 1981 in Ried im Innkreis geborene, 2000 die höhere Lehranstalt für Tourismus in Bad Leonfelden und 2009 das Studium der Volkswirtschaft und Geschichte in Innsbruck abschließende Verfasser in seiner Einleitung mitteilt, kamen zwischen November 2007 und Oktober 2008 mehr als 4 Millionen Menschen als Tagesgäste in das mit Umland rund 150000 Menschen zählende Innsbruck. Sie gaben mehr als 170 Millionen Euro aus, zu denen rund 230 Millionen Euro von Nächtigungsgästen kamen. Im Durchschnitt ließ dementsprechend jeder Gast rund 100 Euro täglich in der Stadt, wovon ein beachtlicher Teil der Innsbrucker besser leben kann als von Ackerbau und Viehzucht.
Die Entwicklung von den Anfängen des Tourismus im späteren 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart verfolgt der Verfasser ganz detailliert und schließt damit eine Lücke der europäischen Wirtschaftsgeschichte. In vier Kapiteln betrachtet er nacheinander die Anfänge des Fremdenverkehrs in Tirol bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, dass Geschehen vom Wiederaufbau bis zu den ersten Anzeichen der touristischen Sommerkrise zu Beginn der 1970er Jahre und die Vorgänge von der zweimaligen Austragung Olympischer Winterspiele bis zu den ersten Verbandsfusionen sowie die Bildung des Regionalverbandes und schließt daran zusammenfassende Bemerkungen an. Zahlreiche Abbildungen und Tabellen veranschaulichen die auch über Innsbruck hinaus allgemeiner bedeutsame Studie über auch rechtlich nicht bedeutungslose Verläufe modernen menschlichen Verhaltens.
Innsbruck Gerhard Köbler