Squires,
Catherine, Die Hanse in
Die Hanse zählt zu den Glanzlichtern deutscher
Geschichte, da sie nicht nur zeigt, dass Selbsthilfeorganisationen
Interessierter bereits im Mittelalter große Bedeutung erlangen konnten, sondern
auch deutlich macht, dass dabei europaweite Gestaltung von London über
Skandinavien bis nach Russland möglich war. Zwar gilt dabei zu Recht das
hauptsächliche Interesse dem Kerngebiet der Hanse in Norddeutschland, doch
verdienen auch die entferntesten Außenstationen eigene Aufmerksamkeit. Deswegen
ist selbst ein Hinweis auf Sprachkontakte des Mittelniederdeutschen mit dem
Russischen auch in der Rechtsgeschichte kaum verfehlt.
Die Verfasserin betreibt Studien zur Hanse in Novgorod
und London bereits seit vielen Jahren. Sie bekamen im Jahre 1995 einen
wichtigen Impuls durch eine Studienreise nach Kopenhagen, deren erste
Ergebnisse in eine größere Untersuchung zur Rolle der Sprachkontakte in der
früheren niederdeutschen Sprachgeschichte aufgenommen wurden, die am Ende des
Jahres 1996 als Habilitationsschrift der philologischen Fakultät der M. V.
Lomonossov Universität vorgelegt und nach öffentlicher Verteidigung 1997
publiziert wurden. Als 2000 mehrere wichtige handschriftliche Quelle wieder zur
Verfügung gestellt wurden, konnten manche Aspekte gründlicher aufgearbeitet
werden.
Gegliedert ist das interessante Werk nach einleitenden
Bemerkungen zur Geschichte des Niederdeutschen im Ausland in zwei Teile. Der
erste Teil betrifft das hansische Niederdeutsch in Novgorod, das die
Verfasserin sehr sorgfältig an Hand ausgewählter Texte überprüft, der zweite,
kürzere Teil das hansische Niederdeutsch in England. Am Ende fasst die Autorin
ihre neuen Erkenntnisse (kontextuell modifizierte Varietät mit Fortleben im
Niederdeutschen durch Assimilierung und Weiterentwicklung auf phonetischer,
morphologischer, syntaktischer, semantischer und semiotischer Ebene) jeweils
klar und knapp zusammen und bietet in mehreren Anhängen zusätzliche
Aufschlüsse.
Innsbruck Gerhard Köbler