Squires, Catherine, Die Hanse in Novgorod. Sprachkontakte des Mittelniederdeutschen mit dem Russischen. Mit einer Vergleichsstudie über die Hanse in England (= Niederdeutsche Studien 53).. Böhlau, Köln 2009. 278 S., Ill. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Hanse zählt zu den Glanzlichtern deutscher Geschichte, da sie nicht nur zeigt, dass Selbsthilfeorganisationen Interessierter bereits im Mittelalter große Bedeutung erlangen konnten, sondern auch deutlich macht, dass dabei europaweite Gestaltung von London über Skandinavien bis nach Russland möglich war. Zwar gilt dabei zu Recht das hauptsächliche Interesse dem Kerngebiet der Hanse in Norddeutschland, doch verdienen auch die entferntesten Außenstationen eigene Aufmerksamkeit. Deswegen ist selbst ein Hinweis auf Sprachkontakte des Mittelniederdeutschen mit dem Russischen auch in der Rechtsgeschichte kaum verfehlt.

 

Die Verfasserin betreibt Studien zur Hanse in Novgorod und London bereits seit vielen Jahren. Sie bekamen im Jahre 1995 einen wichtigen Impuls durch eine Studienreise nach Kopenhagen, deren erste Ergebnisse in eine größere Untersuchung zur Rolle der Sprachkontakte in der früheren niederdeutschen Sprachgeschichte aufgenommen wurden, die am Ende des Jahres 1996 als Habilitationsschrift der philologischen Fakultät der M. V. Lomonossov Universität vorgelegt und nach öffentlicher Verteidigung 1997 publiziert wurden. Als 2000 mehrere wichtige handschriftliche Quelle wieder zur Verfügung gestellt wurden, konnten manche Aspekte gründlicher aufgearbeitet werden.

 

Gegliedert ist das interessante Werk nach einleitenden Bemerkungen zur Geschichte des Niederdeutschen im Ausland in zwei Teile. Der erste Teil betrifft das hansische Niederdeutsch in Novgorod, das die Verfasserin sehr sorgfältig an Hand ausgewählter Texte überprüft, der zweite, kürzere Teil das hansische Niederdeutsch in England. Am Ende fasst die Autorin ihre neuen Erkenntnisse (kontextuell modifizierte Varietät mit Fortleben im Niederdeutschen durch Assimilierung und Weiterentwicklung auf phonetischer, morphologischer, syntaktischer, semantischer und semiotischer Ebene) jeweils klar und knapp zusammen und bietet in mehreren Anhängen zusätzliche Aufschlüsse.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler