Schipp, Oliver, Der weströmische Kolonat von Konstantin bis zu den Karolingern (322 bis 861) (= Studien zur Geschichtsforschung des Altertums 21). Kovač, Hamburg 2009. X, 633 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Buch ist eine strukturell umgearbeitete Version der von Hans Wieling geförderten, im Graduiertenkolleg Sklaverei – Knechtschaft und Frondienst – Zwangsarbeit. Unfreie Arbeits- und Lebensformen von der Antike bis zum 20. Jahrhundert erarbeiteten, 2007 dem Dekanat des Fachbereichs 3 der Universität Trier vorgelegten, von Elisabeth Herrmann-Otto und Franz Dorn begutachteten geschichtswissenschaftlichen Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich nach einem einleitenden Bericht zu Forschungsstand, Quellenlage, Vorgehensweise und Terminologie (colonus [originarius, originalis] im Westen, der inquilinus-Begriff im Westen. Differenzierung östlicher und westlicher Kolonenbegriffe) in die drei chronologisch geordneten Teile Kolonat in der Spätantike, Kolonat im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter und Kolonat zu Beginn des Frühmittellaters. In sorgfältiger Auseinandersetzung mit den Quellen kommt der Verfasser zu dem ansprechenden Ergebnis, dass der in der römischen Spätzeit ausgebildete Kolonat unter Aufgabe des wesentlichsten Kennzeichens der Bodenbindung in den nachrömischen Königreichen vor allem für die zahlenmäßig große Bevölkerungsgruppe der Romanen fortgeführt wurde, wobei für die nur unsicher in den Gegensatz zwischen Freien und Sklaven einzuordnende Gruppe der Freien mit rechtlichen Einschränkungen wenigen Zeugnissen der merowingischen Zeit (vier unechte Diplome zwischen 498 und 658) eine Erneuerung in karolingischer Zeit (mindestens 26 Diplome zwischen 754 und 902) gegenüberzustehen scheint und auf lange Sicht die nur noch diffuse juristische Trennlinie zwischen Freien mit rechtlichen Einschränkungen und Unfreien verwischt wurde.
Innsbruck Gerhard Köbler