SMAD-Handbuch. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland 1945-1949, hg. v. Möller, Horst/Tschubarjan, Alexandr O. Oldenbourg, München 2009. IX, 822 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach dem Sieg der Alliierten über das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg stellte sich mit der Besetzung Deutschlands die Frage der anschließenden politischen und rechtlichen Gestaltung. Auf Grund interalliierter Abmachungen während des Krieges hatte jede der vier Besatzungsmächte innerhalb ihrer Besatzungszone eine autonome Militärregierung einzurichten. Formale Grundlage der dem Rat der Volkskommissare und damit Stalin unmittelbar unterstellten sowjetischen Militäradministration in Deutschland war der Befehl Nr. 1 des Obersten Befehlshabers der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland vom 9. Juni 1945.
Wie Jan Foitzik als Bearbeiter in seiner Einleitung ausführt, bereitete das Erscheinungsbild der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland vielfache Verständnisschwierigkeiten. Ihnen will das Handbuch als Hilfsmittel abhelfen. Es will auf der Grundlage immanenter Primärquellen die Organisationsstrukturen der sowjetischen Besatzungsverwaltung dokumentieren, um einen Einblick in ihre inneren Arbeitsverfahren zu gewinnen, die in der Regel nicht sichtbaren Einfluss auf ihre äußeren Leistungen hatten.
Gegliedert ist das gewichtige Werk in sechs Teile. Zunächst werden die technischen Grundsätze, die Struktur, die Rechtsquellen und funktionale Aspekte der Organisation und der Tätigkeit erläutert. Danach folgt die Beschreibung der Besatzungseinrichtungen außerhalb der Sowjetischen Militäradministration (Gruppe der sowjetischen Besatzungsstreitkräfte in Deutschland, Truppen des Ministeriums für Staatssicherheit der UdSSR in Deutschland, Abteilung Sonderlager des Ministeriums des Innern der UdSSR in Deutschland, der Bevollmächtigte des Sonderkomitees für Deutschland in der SBZ, der Alliierte Kontrollrat in Deutschland/Sowjetische Sektion).
Im Mittelpunkt steht dann die Sowjetische Militäradministration in Deutschland. Ihre einzelnen Teile werden in zahlreichen Beiträgen sehr detailliert beschrieben. Hieran werden auf weit mehr als 100 Seiten zahlreiche Kurzbiographien angeschlossen und grundlegende Dokumente beigegeben.
Im Anhang finden sich ein Glossar, ein Abkürzungsverzeichnis, ein Verzeichnis der benutzten Archive, eine Auswahlbibliographie und ein Namensregister mit wohl mehr als 1500 Namen von Abakumow bis Zytron. Damit wird insgesamt eine umfängliche Lücke der Nachkriegsgeschichte Deutschlands geschlossen. Auch wenn inzwischen mehr als 60 Jahre vergangen sind, wird jedenfalls für zukünftige Arbeiten eine neue Grundlage geboten, für die jeder Nutzer sehr dankbar sein muss.
Innsbruck Gerhard Köbler