Pfau, Dieter, Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein. Früh- und Hochmittelalter (750-1250). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2009. 288 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Gebiet an den durch Wasserscheiden gekennzeichneten Oberläufen von Sieg, Eder und Lahn wird von der spätantiken und frühmittelalterlichen schriftlichen Überlieferung nicht erfasst. Auch archäologisch ist es lange Zeit ein fundarmer Raum. Selbst politisch fanden die beiden früher getrennten, seit 1815/1816 Preußen zugehörigen Gebiete Siegen und Wittgenstein erst in einer kommunalen Gebietsreform im Jahre 1975 zu einem Kreis Siegen zusammen, der 1984 in Siegen-Wittgenstein umbenannt wurde.

 

Die Idee einer Kreisgeschichte dieses neuen politischen Gebildes entstand in Gesprächen mit dem Heimatbund des Kreises. Dabei war sich der Verfasser bewusst, dass eine modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung nicht mehr von einem Historiker allein ins Werk gesetzt werden kann, doch hielt er es für möglich, mit relativ wenig Aufwand die Geschichte der Region an Hand der bislang vorliegenden Literatur zusammenzufassen. Dabei sah er den Umstand, dass ihm als Neuzeithistoriker die mittelalterliche Geschichte nur in groben Zügen bekannt war, als Vorteil an, weil er ihm eine persönliche Entdeckungsreise in das Mittelalter ermöglichte, an der er Leserinnen und Leser gerne teilhaben lässt.

 

Rasch gewann er dabei die Überzeugung, dass eine Darstellung in einem Band der Sache nicht gerecht werden könne. Aus diesem Grund entschloss er sich zu einer Teilung in drei Bände. Von ihnen liegt in beeindruckender Ausstattung mit Bildern, Anmerkungen und Registern der erste, bis zum Ausbau der Gebietshoheit der Grafen von Nassau und der Grafen von Wittgenstein reichende Band nach etwa zwei Jahren vor.

 

Er beginnt im Rahmen des Frühmittelalters mit den natürlichen und klimatischen Voraussetzungen, auf deren Grundlage fränkische Landnahme, fränkische Herrschaft und Grundherrschaft in karolingischer Zeit und fränkischer Landesausbau unter den Konradineren erörtert werden. Für das Hochmittelalter werden Herrschaftsverdichtung, Herausbildung der regionalen herrschaftlichen Machtzentren und Anfänge der Landesherrschaft behandelt, wobei etwa von einer Bevölkerungsvermehrung zwischen 950 und 1250 von 5-10000 auf 15-22000 Menschen ausgegangen wird. Möge dem Versuch, mittels der im Laufe der Zeit erhalten gebliebenen Spuren, unter umfangreicher Einbeziehung der allgemeinen, überregionalen Entwicklung die Geschichte des Siegerlands und Wittgensteins zu rekonstruieren und erzählen, in der für notwendig gehaltenen hohen Auflage der erwünschte Erfolg beschieden sein.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler