Niederösterreichisches Urkundenbuch, Erster Band 777 bis 1076. Unter Mitarbeit v. Weltin, Dagmar/Marian, Günter/Mochty-Weltin, Christina bearb. v. Weltin, Maximilian/Zehetmayer Roman (= Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Achte Reihe, Erster Band). Verein zur Förderung von Editionen mittelalterlicher Quellen Niederösterreichs, Sankt Pölten 2008. (21,) 620 S. Besprochen von Franz-Reiner Erkens.

 

Über ein wichtiges und zugleich eigentümliches Werk ist zu berichten, über den ersten Band eines Urkundenbuches, über das bereits 1841 nachgedacht und dessen Erstellung 1864 beschlossen worden ist und das nun, nach mehreren Anläufen, auf besondere Weise zu verwirklichen begonnen worden ist. Wichtig ist es, weil es das urkundliche Material einer – freilich nach modernen politischen Kriterien definierten – Region zusammenstellt und damit die Basis legt für eine Darstellung der niederösterreichischen Landesgeschichte des früheren Mittelalters, wobei eben nicht nur Urkunden publiziert, sondern auch ausführliche, den einzelnen Bearbeitern durch Siglen zuweisbare Kommentierungen geboten werden, bei denen nicht nur Nachrichten aus historiographischen Werken berücksichtigt wurden, sondern auch die wesentlichen wissenschaftlichen Werke zum Thema. Insofern ist ein Grundlagenwerk geschaffen worden. Eigentümlich ist es durch die ungewohnte, aber keinesfalls unsinnige Art der Präsentation, die hinsichtlich des Layouts bereits 2004 im sog. Vorausband zum Niederösterreichischen Urkundenbuch (der die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs aus den Jahren zwischen 1109 und 1318 umfasst) erprobt worden ist und die nun die insgesamt 159 edierten Urkunden, Briefe und Traditionsnotizen, darunter zahlreiche Herrscherdiplome, nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern zusammengefasst nach thematischen Gesichtspunkten in 36 Blöcken („Hauptnummern“) präsentiert und diese zusammenhängend kommentiert. Eine chronologische Ordnung dieser Dokumente, von denen bis auf eines alle, wenn auch in unterschiedlicher Güte bereits mindestens einmal publiziert worden sind, wird dafür in einer der Edition vorangestellten Konkordanz geboten. Die Schriftstücke selbst sind alle noch einmal einer Autopsie unterzogen worden, bei der ebenso wie bei der Kommentierung die Kopialüberlieferung bis zum Ende des 13. Jahrhunderts einbezogen wurde; deshalb kann oftmals ein im Vergleich zu älteren Ausgaben verbesserter Druck geboten werden. Dem Benutzer der gediegenen Ausgabe werden darüber hinaus verschiedene Hilfen für die Erschließung der mit unterschiedlichen Drucktypengrößen gestalteten Texte angeboten. Neben einem Personen- und Ortsnamenregister, in dem sich auch neue Identifizierungen finden, gibt es ein Verzeichnis der Wort- und Sacherklärungen sowie eine zusammenfassende Beschreibung und Kommentierung der benutzten Handschriften mit kopialer Überlieferung. Nur einen Schönheitsfehler gibt es bei der gediegenen und nützlichen Edition anzumerken, dass nämlich Anmerkungen und Varianten nicht als Fußnoten, sondern am Ende der einzelnen edierten Texte erscheinen, was sich bei längeren Schriftstücken als unpraktisch erweist.

 

Passau                                                                                               Franz-Reiner Erkens