Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, Rolf/Dippold, Günter/Haberstroh, Jochen/Lange, Christian/Weiß, Wolfgang (= Historischer Verein Bamberg, Schriftenreihe Band 41), 2. Aufl. Selbstverlag des historischen Vereins Bamberg e. V./Auslieferung Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels 2007. 408 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auf der in Frankfurt am Main am 1. November 1007 beginnenden, von acht Erzbischöfen und 27 Bischöfen besuchten Reichssynode erwirkte König Heinrich II. die Gründung des Bistums Bamberg aus Teilen der weitaus älteren Bistümer Würzburg und Eichstätt nach dem Vorbild Hildesheims, wo er selbst erzogen worden war, und Lüttichs. Anlässlich der tausendsten Wiederkehr dieses für Bamberg und sein Umland bedeutenden Ereignisses befasst sich der Sammelband mit der Missionierung und Christianisierung des zugehörigen Gebiets. Er versucht die interdisziplinäre Erhellung in klarer Erkenntnis der damit verbundenen Gefahren und Möglichkeiten.

 

Gegliedert ist das angenehm ausgestattete Werk nach Grußwort und Vorwort in acht Abschnitte. Dabei führt zunächst Günter Dippold in die Forschungsgeschichte und ihre Rezeption behutsam ein. Danach werden die methodischen Probleme und Fragestellungen aus geschichtswissenschaftlicher, archäologischer und sprachwissenschaftlicher Sicht von Sven Plefka, Hubert Fehr und Rolf Bergmann dargelegt.

 

Bei der inhaltlichen Behandlung geht Wolfgang Schirmer vom Naturraum Main-Regnitz im ersten nachchristlichen jahrtausend aus, während Helmut Flachenecker allgemeine Herrschaftsentwicklungen im Untersuchungsgebiet und Christian Lange, Arnold Angenendt sowie Wolfgang Weiß allgemeinere und engere Entwicklungslinien der Missionierung und Christianisierung verfolgen. In den Mittelpunkt werden danach die Siedlungsgeschichte und die Christianisierung gestellt, die jeweils aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet werden. Insgesamt zeigt sich dabei, dass durch die kritische Zusammenarbeit zahlreiche Daten gewonnen sind, die einen groben Rahmen bilden können, innerhalb dessen aber viele Fragen ungelöst und Antworten spekulativ bleiben.

 

Auffällig ist dabei das vergleichsweise reiche archäologische und namenkundliche Material im Verhältnis zu den wenigen Schriftquellen der älteren karolingischen Zeit. Besonders Träger weltlicher Grundherrschaften im späteren Bistumsgebiet treten bemerkenswert selten hervor, obwohl Grafen bereits vor der Einrichtung von (14 nur teilweise bekannten) Slawenkirchen Anteil an der Christianisierung des Raumes hatten. Deshalb hoffen die Herausgeber abschließend zu Recht darauf, dass die zielgerichtete Anwendung neuer Prospektions- und Analyseverfahren Grundlagen für eine Neubewertung der Verhältnisse vor 1007 schaffen können wird.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler