Meyer zu Ermgassen, Heinrich, Der Buchschmuck des Codex Eberhardi (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 58 = Der Codex Eberhardi Vierter Band - Der Buchschmuck). Elwert, Marburg 2009. 376 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die am 12. März 744 von Sturmi als Schüler des Bonifatius im Buchenwald gegründete, 765 reichsunmittelbare Abtei Fulda gewann im Laufe der Jahre viele Güter zwischen Friesland und Rom. Die zu den jeweiligen Liegenschaften gehörigen Urkunden sammelte bereits Hrabanus Maurus (Mainz um 780-Winkel im Rheingau 4. 2. 856), der nach mehr als zwanzigjähriger Leitung der Klosterschule am 15. 6. 822 Abt wurde und dieses Amt bis 842 behielt. Aus dieser Tätigkeit erwuchsen insgesamt acht Bände, von denen sieben später wieder verloren gingen.

 

In der Mitte des 12. Jahrhunderts geriet die Reichsabtei in einen schwierigen wirtschaftlichen Zustand. Abt Markwart I. versuchte diese Lage während seiner Amtszeit (1150-1165) zu bessern. Zu diesem Zweck beauftragte er den wahrscheinlich einer thüringischen Ministerialenfamilie entstammenden Mönch Eberhard mit der Einrichtung eines Kopialbuchs zwecks Sicherung der Güter.

 

Mit dem von Eberhard verfassten Codex, der sowohl eine der größten Fälschungsaktionen des Mittelalters in einer Werkstatt wie auch die bei weitem umfassendste Überlieferungsform der älteren Fuldaer Urkunden bildet, befasst sich Heinrich Meyer zu Ermgassen seit 1979. In den Jahren 1995 und 1996 veröffentlichte er zur Förderung von mittelalterlicher Landesgeschichte und allgemeiner Geschichte in quellenkritischer Kennerschaft auf hohem Niveau eine Edition in zwei Bänden, denen er 2007 als dritten Band einen Index anfügte. Dem schließt sich nach dem kurzen Vorwort Andreas Hedwigs noch die äußerlich schönste und ansprechendste Frucht der langjährigen Bemühungen des Herausgebers an, die sich mit den kompositorischen und gestalterischen Elementen des Codex befasst.

 

Nach Ansicht des Verfassers ist Eberhard einfach darin zu folgen, dass er eine ganz bewusst auf Außenwirkung zielende Zusammenfassung der Besitzrechte der Abtei Fulda plante. Diese feste Absicht setzte er mit den ihm verfügbaren Mitteln um. Dabei verband er die sprachlichen Fertigkeiten des Schreibmeisters mit den Fähigkeiten des bildenden Künstlers in so gelungener Weise, dass er als Persönlichkeit so deutlich vor Augen tritt wie nur wenige Mönche des gesamten Mittelalters.

 

Der Herausgeber beschreibt zunächst die Pergamenthandschrift Codex Eberhardi, deren Name erst im 1812 gedruckten Werk des Archivars Nikolaus Kindlinger (1749-1819) über die Fuldaer Bibliothek greifbar wird. Die Handschrift besteht als zwei Bänden von 178 und 196 Blatt, die in einer vorwiegend sorgfältigen Buchschrift geschrieben sind. Der Verfasser des in Fulda um 1160 entstandenen Buches stellt sich selbst in Schrift und Bild vor.

 

Danach bietet der Herausgeber sorgfältige kodikologische Bemerkungen, beschreibt den Inhalt und den Charakter des Codex Eberhardi sowie die Einschätzung durch die Wissenschaft. Ganz sorgfältig und umsichtig geht er der Zielsetzung des Bandes entsprechend auf den Buchschmuck ein. Er sichert seine vielfältigen Erkenntnisse durch zahlreiche, am Ende zusammengestellte Anmerkungen ab.

 

Der anschließende Katalog zeigt den ungewöhnlichen Bildreichtum der Handschrift in zahlreichen Miniaturen und im ganzseitigen Buchschmuck. Insgesamt ist damit dem Herausgeber eine bewunderswerte erschöpfende Leistung gelungen, für die ihm sehr zu danken ist, selbst wenn damit das Großprojekt Fulda auch mit diesem Bande keineswegs abgeschlossen ist, weil etwa eine online-Edition der Urkunden des Stiftsarchivs erst bevorsteht, die karolingischen Cartulare noch der Beharrung harren und die Urkundenbestände der Fuldaer Filialklöster noch einbezogen werden müssen. Dennoch darf sich jedermann mit der historischen Kommission für Hessen über diesen bedeutenden, durch wertvolle Anlagen noch weiter abgerundeten Fortschritt sehr freuen.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler