Meyer, Carla, Die Stadt als Thema. Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 (= Historische Forschungen). Thorbecke, Stuttgart 2009. 558 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Bernd Schneidmüller betreute, während und parallel zu einer Tätigkeit am historischen Seminar der Universität Heidelberg entstandene, im Wintersemester 2007/2008 von der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg angenommene Dissertation der Verfasserin. Sie hat rasch das Interesse eines Rezensenten gefunden. Da der Verlag aber kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen konnte, muss sie vom Herausgeber kurz angezeigt werden.
Gegliedert ist die stattliche Untersuchung in fünf Teile. Davon erfasst die Einleitung das 1945 im Kern zu 91 Prozent zerstörte Nürnberg als Ikone deutscher Größe vor allem in seiner goldenen Zeit. Verallgemeinernd wird die Stadt überhaupt thematisiert.
Der Schwerpunkt liegt danach auf Nürnbergs verschiedenen (Er)Fassungen. Dabei untersucht die Autorin vor allem die Stadtchronistik als Identitätserzählung und stellt politische Dichtung und städtisches „Image“ gegenüber. Auf Grund von Städtelob und Stadtbeschreibung fragt sie, ob ihr Gegenstand eine goldene Zeit oder eine Krisenzeit voll äußerer Gefahren und innerer Konflikte erlebte.
Im Ergebnis findet sie einen Mythos Nürnberg, den auch die nahezu vollständige Zerstörung der steinernen Existenz nicht beseitigen konnte. Ganz im Gegenteil werde auch heute daran mit den Mitteln der Gegenwart und den Bedürfnissen der Zeit entsprechend weitergebaut. Für die auf diese Weise an einem bedeutenden Modell gegebene Erklärung wird ihr nicht nur Nürnberg, sondern die gesamte Stadtgeschichtsforschung dankbar sein dürfen.
Innsbruck Gerhard Köbler