Köbler, Gerhard, Lateinisches Abkunfts- und Wirkungswörterbuch, 2. Aufl. 2009. http://www.koeblergerhard.de/Latein2/LAWVorwort2.html. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zwar nimmt seine Bedeutung wohl seit dem Ende des weströmischen Reiches im Jahre 476 n. Chr. und erst recht seit dem 19. Jahrhundert immer mehr ab, doch ist das Lateinische vielleicht auch am Beginn des 3. nachchristlichen Jahrtausends für Historiker noch immer die bedeutendste Fremdsprache, in der die grundlegenden Quellen früherer Zeiten überliefert sind. Dementsprechend dauern die Bemühungen um die Erfassung des gesamten lateinischen Wortschatzes des Altertums durch einen umfassenden Thesaurus Linguae Latinae noch in der Gegenwart an. Daneben fehlte lange Zeit eine einfache Übersicht über Herkunft und Erstbeleg jedes Ansatzes.
Diese Lücke versucht das überall und jederzeit unentgeltlich im Internet einsehbare Werk zu schließen. Es enthält in seiner zweiten Auflage mehr als 71000 Ansätze (Wörter und wichtigere Namen) und rund 10000 Verweise, wobei diese Zahl bei künftigem Abschluss des Thesaurus Linguae Latinae noch auf vielleicht 85000 lateinische Wörter (und 15000 Verweise, zu denen schätzungsweise noch 65000 weniger wichtige Namen hinzutreten könnten) vermehrt werden kann. Für jeden Ansatz bemüht sich das Werk um eine Etymologie, indem es für Komposita auf ihre Bestandteile und für Bestandteile auf die wissenschaftlich anerkannte oder umstrittene Herkunft (z. B. aus dem Indogermanischen oder oft auch dem Griechischen) hinweist und nach Möglichkeit ein datiertes Erstzeugnis nennt. Neben diesen Angaben zur Herkunft verfolgt das Wörterbuch in einfacher Weise auch die erkennbaren Auswirkungen auf die verschiedenen Stufen des Deutschen (und anderer vom Germanischen abstammenden Sprachen).
Damit wird eine breite Grundlage für weitere Untersuchungen geboten. Insbesondere lassen sich daraufhin die Veränderungen des Lateinischen im Mittelalter leichter ermitteln. Sie betreffen sowohl die neu entstehenden Wörter wie auch die neu geschaffenen Bedeutungen, die sich in der Zukunft über die bereits vorliegende Literatur hinaus in einem einfachen digitalen Lateinischen Abkunfts- und Wirkungswörterbuch des Altertums und des Mittelalters zusammenfassen lassen werden.
Innsbruck Gerhard Köbler