Huber, Heinz, Geschichte der medizinischen Fakultät Innsbruck und der medizinisch-chirurgischen Studienanstalt (1673-1938), unter Mitarbeit von Plankl, Verena. Böhlau, Wien 2010. XVIII, 370 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Seit Beginn der den freien Künsten des Altertums erst allmählich mit deutlichem zeitlichem Abstand folgenden modernen Wissenschaften sind Medizin und Jurisprudenz trotz gewisser Berührungslinien eigentlich so stark voneinander getrennt, dass eine Geschichte der Medizin nicht wirklich Platz innerhalb der Geschichte des Rechts hat. Wo aber eine moderne Geschichte der Rechtswissenschaft in einer älteren Universität fehlt, werden innerhalb der allgemeinen, für die Medizin bedeutsamen Züge der Univerisität auch Gegebenheiten sichtbar, die Aufschluss über die Geschicke der Schwesterfakultät bieten können. Aus diesem Grund darf auf das vorliegende Buch an dieser Stelle wenigstens mit einigen Zeilen hingewiesen werden.

 

Die Arbeit geht auf die Anregung und Unterstützung Raimund Margreiters zurück, der trotz seiner vielen Verpflichtungen in der chirurgischen Patientenbetreuung, Lehre und Forschung dem Verfasser die Chance gab, an seiner Klinik mit sekretarieller Hilfe die Geschichte der Innsbrucker medizinischen Fakultät mit ihrem Umfeld darzustellen. Wer zum Erfolg aufsteigt, kann vielleicht von oben aus manchmal auch weiter blicken. Wer selbst glänzt, wünscht sich verständlicherweise auch sein Umfeld glänzend erfasst.

 

Der vom Mäzen auserkorene Verfasser selbst ist emeritierter internistischer Onkologe, der sich im Anschluss an seine Berufstätigkeit dem Studium der Geschichte verschrieb. Dass er sich nicht auf die Chirurgie beschränken wollte, ist verständlich und gut. Auch wenn die Medizin in Innsbruck inzwischen zu einer eigenen Universität geworden ist, fühlt sie sich dem Titelbild nach doch zu Recht den anderen Fakultäten nach wie vor stark verbunden.

 

Gegliedert ist das reichlich mit Fotografien und Graphiken versehene Werk in insgesamt vier Teile, die naheliegenderweise chronologisch geordnet sind. Der erste Teil betrifft die Chronik der Innsbrucker medizinischen Fakultät (1673-1782) einschließlich der Gründung der Universität (1669-1677), der zweite Teil das Lyzeum und vorübergehend sogar Einstellung des medizinischen Unterrichts (1782-1869), der dritte Teil die Wiedererrichtung der medizinischen Fakultät bis zum Ende der ersten Republik (1869-1938), während der vierte Teil Schlussfolgerungen zieht und einen Ausblick wagt, wobei sich Innsbruck (zwischen 1869 und 1938) vielfach als Zwischenstation auf dem Karriereweg erweist. Ein Literaturverzeichnis und ein Personenregister runden das erfreuliche, von Brigitte Mazohl und Josef Riedmann unterstützte, anderen Fakultäten möglicherweise als Ansporn gereichende Werk vorteilhaft ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler