Hinaus aus dem Schrebergarten. Die Europäisierung der österreichischen Forschung, hg. v. Herlitschka, Sabine. Studienverlag, Innsbruck 2010. 245 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die 1966 geborene, nach dem Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien und der Promotion in der industriellen Forschung eines internationalen Biotechnologieunternehmens sowie nach dem Abschluss als diplomierte Wirtschaftstechnikerin und Master of Business Administration derzeit als Bereichsleiterin europäische und internationale Programme der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mbH tätige Herausgeberin kennt den Schrebergarten, in dem sich die österreichische Forschung nach allgemeiner Ansicht längere Zeit befand, aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In insgesamt 29 Beiträgen äußern sich unter ihrer Ordnung Politiker, Manager und Forscher von Josef Affenzeller über Horst Seehofer bis zu Erich Witzmann zu der veränderten Lage, die sich 1995 durch den Beitritt Österreich zur Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union ergeben hat. Insgesamt wird sie positiv bewertet, weil die gleichberechtigte Beteiligung an den EU-Forschungsprogrammen der österreichischen Forschung reichhaltige Lernerfahrungen eröffnet und damit auch zu Entwicklungen und Veränderungen im Forschungssystem geführt hat.

 

Im Mittelpunkt steht dabei die österreichische Beteiligung an den Forschungsprogrammen der Europäischen Union seit 1994. Sie betrifft durchschnittlich fast 2000 bewilligte österreichische Beteiligungen pro vierjährigem Zeitraum. Als besonderer Erfolg lässt sich dabei ansehen, dass die Rückflussquote gemessen am Beitrag Österreichs zum Haushalt der Europäischen Union von anfangs 70 Prozent auf zuletzt 130 Prozent gewachsen ist.

 

Insgesamt schildern die Beiträge Entwicklungen, Erfahrungen und Erwartungen. Zu diesem Zweck befassen sie sich mit der Betrachtung von außen, dem gestaltenden Umfeld der Forschung, den Universitäten und Forschungsinstitutionen sowie den Unternehmen. Die wichtigsten Erkenntnisse werden jeweils in Key Messages vorangestellt, manche Aussagen durch Fußnoten abgestützt.

 

Vielfach wird darauf hingewiesen, dass das siebente Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union mit Fördermitteln von mehr als 50 Milliarden für den Zeitraum von 2007 bis 2013 das mit Abstand wichtigste europäische Programm zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der wissenschaftlichen Einrichtungen in Europa ist. Zugleich darf dabei aber nicht außer Acht gelassen werden, dass die Forschungsförderung der Europäischen Union bei der Finanzierung österreichischer Forschungsprojekte aus rein monetärer Hinsicht kaum eine Rolle spielt. Dennoch hat die von Beiträgern und Herausgebern erstellte Zwischenbilanz der bisherigen Erfahrungen und der dadurch geweckten Erwartungen einen beachtlichen Wert für den Weg Österreichs in die internationale Forschung der mehr und mehr globalisierten Welt, an dem allerdings das Recht zumindest im vorliegenden Band kaum Anteil hat.

 

Innsbruck                                                                                                                                          Gerhard Köbler