Herrmann-Otto, Elisabeth, Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt (= Studienbücher Antike 15). Olms, Hildesheim 2009. 263 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Sklaverei ist, so führt die 1948 geborene, 1977 in Mainz mit einer Dissertation über Ecclesia in re publica promovierte, 1993 in Mainz mit dem Thema Ex ancilla natus habilitierte, 2000 nach Trier berufene Verfasserin im kurzen Vorwort aus, ein Phänomen der Menschheitsgeschichte, das besteht, seit Menschen über Menschen Herrschaft ausüben. Sie ist in allen Völkerschaften bekannt und mit allen Wirtschaftssystemen vereinbar, seit der Aufklärung aber als menschenrechtswidrig verboten. „In diesem Buch soll die Beschränkung auf die Antike und ihre Rezeption in der Moderne erfolgen.“
Zu diesem Zweck behandelt die Einleitung das Problem der Sklaverei in Antike und Moderne unter Darlegung von Problemstellung, Definition und Terminologie durch Darstellung der Sklaverei in der antiken Theorie und der Rezeption der antiken Sklaverei. Sorgfältig erörtert die Verfasserin die Sklaverei in der griechischen und hellenistischen Welt von den Ursprüngen in der mykenischen Palastwirtschaft bis zur hellenistischen östlichen Mittelmeerwelt. Noch etwas ausführlicher geht der dritte Teil auf die vielfältige römische Sklaverei ein.
Im Ergebnis stellt die Verfasserin nach 30jährigen Studien fest, dass alle namhaften Staatsdenker und philosophischen Schulen der Griechen und Römer die Sklaverei bejahten. Weder Philosophen, noch Rechtskundige noch Kirchenväter forderten die Abschaffung und auch das frühe Christentum verlangte weder die Freilassung noch akzeptierte es einen Statuswechsel. Wenn heute Armut erneut in Sklaverei führe, so bedeute diese Sklaverei aber den sozialen, oft auch den physischen Tod, so dass sich die Gegenwart hüten müsse, aus ihrer Sicht die - Freilassung mit hoher Integrationsfähigkeit ermöglichende - Antike moralisch bewerten zu wollen.
Innsbruck Gerhard Köbler