Gutmann, Andre, Die Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey und ihre Stellung in der eidgenössischen Historiographie des 16. Jahrhunderts, 2 Teile (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Forschungen 176, 1, 2). Stuttgart, Kohlhammer 2010. XLIX, 545, XIII, 547-1002 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Schwabenkrieg oder Schweizerkrieg ist ein von Januar 1499 bis September 1499 dauernder Krieg zwischen der Eidgenossenschaft der Schweiz und König Maximilian I. von Habsburg und dem schwäbischen Bund um die Vorherrschaft im Grenzgebiet zwischen Schwaben und Schweiz. Mit ihm befasst sich die von Thomas Zotz betreute, im Wintersemester 2007/2008 von der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau angenommene Dissertation des Verfassers. Sie führt zu zahlreichen neuen Erkenntnissen und einer Edition einer bisher ungedruckten Handschrift.
Gegliedert ist die mit 8 Tabellen, 5 Stemmata und 15 Abbildungen versehene, sehr umfangreiche Untersuchung in acht Kapitel. Davon erläutert die Einleitung den Gegenstand und das Ziel der Untersuchung, den Stand der bisherigen Forschung und die Lage der Quellen und Edition. Danach schildert der Verfasser Voraussetzungen, Ursachen, Verlauf und Folgen der für die Eidgenossen militärisch erfolgreichen Auseinandersetzung, die aber keinen Gebietszuwachs bewirkte.
Sehr ausführlich erörtert der Verfasser im Anschluss hieran die eidgenössische Schwabenkriegshistoriographie bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts an Hand von Arbeiten in Luzern, Zürich, Bern und der übrigen Eidgenossenschaft einschließlich der Weltchronik des Konrad Schnitt. Auf dieser breiten Grundlage wendet er sich einer bislang nur als anonym bekannten Chronik der thurgauischen Kantonsbibliothek zu und weist sie mit ausführlichen Überlegungen Peter Frey zu, der den Krieg zunächst als Schultheiß von Baden im Aargau und ab Sommer 1499 im Dienst des Abtes von Sankt Gallen erlebte. Weitreichende Textvergleiche zeigen dass diese Chronik bis spätestens April 1500 entstand und die Grundlage für jüngere, weiter verbreitete Werke wurde.
Im Anschluss hieran behandelt der Verfasser die Rezeption und Überlieferung dieser Schwabenkriegschronik und ihrer Fortsetzung, fasst die Ergebnisse zusammen und bietet auf den Seiten 791 bis 926 eine durch zahlreiche Anmerkungen gestützte und durch Glossar und Register aufgeschlossene Edition. Der Anhang enthält ungedruckte Quellen zu Kaspar Frey und eine Beschreibung der Handschrift Thurgauische Kantonsbibliothek Frauenfeld, Y 149. Orts- und Personenregister runden die eindrucksvolle Arbeit angemessen ab.
Innsbruck Gerhard Köbler