Glasauer, Bernhard, Herzog Heinrich XVI. (1393-1450) der Reiche von Bayern-Landshut. Territorialpolitik zwischen Dynastie und Reich (= Münchner Beiträge zur Geschichtswissenschaft 5). Utz, München 2009. IV, 392 S. Besprochen von Christof Paulus.
Nach den Arbeiten Beatrix Ettelt-Schönewalds zu Herzog Ludwig IX. und Reinhard Staubers zu dessen Sohn Georg liegt mit der vorliegenden Münchener Dissertation nun auch für den ersten der sogenannten reichen Herzöge von Bayern-Landshut eine moderne Untersuchung vor. Entgegen einem gängigen, schon von den Chronisten des 15. Jahrhunderts gezeichneten negativen Bild Heinrichs – so nannte ihn Andreas von Regensburg einen pluetvergiesser – charakterisiert Glasauer den Herzog als einen erfolgreichen Territorialpolitiker, der über ein differenziert eingesetztes Instrumentarium verfügte – profiliert werden besonders die Bündnis-, die Heirats- und Finanzpolitik sowie seine militärischen Maßnahmen –, der sich mit dem Erdinger Vertrag 1450 ein posthumes Denkmal setzte und seinem Sohn und Nachfolger, Ludwig dem Reichen, eine beeindruckende Ausgangsbasis hinterließ.
Der Verfasser, der umfangreiche Bestände vor allem Münchener Archive auswertet, folgt bei seiner chronologisch voranschreitenden Untersuchung den von der bisherigen Forschung gesetzten Marksteinen der langjährigen Regierungszeit Heinrichs XVI. Auf ein Kapitel zur Vormundschaftsregierung folgen Abschnitte zur Konstanzer Liga, zum Bayerischen Krieg, der mit einem Sieg der Münchener Herzöge gegen Heinrichs Widersacher, Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt, in der Schlacht von Alling endete, zum Straubinger sowie zum Ingolstädter Erbfall. Hierbei verzahnt der Verfasser seine von geschichtspositivistischen Idealen geprägte Darstellung oftmals breit mit der allgemeinen Geschichte und fügt systematische Abschnitte etwa zur heinrizianischen Bistumspolitik ein. Einige Urkunden, etwa aus dem Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, werden erstmals ediert.
Der inhaltliche Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Auseinandersetzungen mit dem Ingolstädter Herzog Ludwig und auf der territorialen Entwicklung Bayern-Landshuts im „Zeitalter der Landesteilungen“, während derer sich der Landshuter nach Dafürhalten des Verfassers als geschickter Politiker und Taktiker (vgl. etwa 147, 162) im Wechselspiel von Konflikt und Integration mit den mächtigen „niederbayerischen“ Adeligen beweist. Kurzzusammenfassungen am Ende jedes Kapitels sowie ein Personenregister erleichtern das Erschließen der Arbeit, die mit den Untersuchungen von Walter Ziegler, Karin Kaltwasser oder Irmgard Biersack eine weitere Grundlage für Forschungen zu den reichen Landshuter Herzögen schafft. Als bedeutsam für eine Profilierung der spätmittelalterlichen Politik könnte sich hierbei der Vergleich mit den Instrumentarien von Heinrichs Nachfolgern erweisen, zeigt sich doch, dass vieles – etwa die „konzertierten Aktionen“ der Bayernherzöge, der Versuch durch bilaterale Bündnisse zu einer Machtstabilisierung zu gelangen – schon im Zeitalter des ersten reichen Landshuter Herzogs gebräuchlich war.
Seehausen am Staffelsee Christof Paulus