Die Regesten der Bischöfe von Freising, Band 1 739 bis 1184, bearb. v. Weißthanner, Alois, fortgesetzt und abgeschlossen durch Thoma, Gertrud/Ott; Martin (= Regesten zur bayerischen Geschichte). Beck, München 2009. L, 390 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Bereits in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts erstellte Alois Weißthanner (Gferet 1. 4. 1909-29. 9. 1967) im Auftrag der Kommission für bayerische Landesgeschichte ein Manuskript, das im Rahmen der „Monumenta Boica“ erscheinen sollte und als ein Gesamtkompendium der Freisinger Quellen (Band 1 bis 1258) angelegt war. Es enthielt nach zeitgemäßen Grundsätzen kritisch edierte Urkundentexte und - in wesentlich größerem Umfang - Regesten. Der Tod Weißthanners ließ das Werk in einer in wesentlichen Teilen noch redaktionsbedürftigen Fassung zurück, die wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten erst vierzig Jahre später einen Druck erlaubte, wobei ein nicht ganz einfacher Kompromiss zwischen der ursprünglichen Anlage und der 1992 geänderten Konzeption der Herausgeber (Wechsel von den Monumenta Boica zu den Regesten zur bayerischen Geschichte) erforderlich war.

 

In der sorgfältigen Einleitung beschreibt Gertrud Thoma das Verhältnis Alois Weißthanners zu den geplanten Freisinger Regesten, analysiert das Manuskript der Freisinger Regesten bis 1258 und teilt die Überlegungen, Entscheidungen und Vorgehen bei der Bearbeitung für die Drucklegung mit. Dabei setzt sie sich besonders mit dem pauschalen Verdacht der Fälschung aller Freisinger Königsurkunden vor 1140 durch Bischof Otto von Freising und Wibald von Stablo auseinander. Da inzwischen moderne Untersuchungsmethoden ergeben haben, dass das Pergament einer der angegriffenen Urkunden aus den zwanziger Jahren des 11. Jahrhundert stammt, müsste für diese beispiellos umfangreiche Fälschung dem Fälscher (zumindest in diesem Fall) Pergament zur Verfügung gestanden haben, das wenigstens hundert Jahre alt war, was sie für so wenig wahrscheinlich hält, dass sie den pauschalen Fälschungsverdacht bei den einzelnen Urkunden gar nicht erst vermerkt.

 

Der Einleitung folgen ein übersichtliches Verzeichnis der 23 Freisinger Bischöfe von Korbinian bis Albert I. (1158-1184), ein Abkürzungs- und Siglenverzeichnis, ein Verzeichnis der Quellen und der Literatur. Dem werden 601 Nummern zwischen ca. 716 oder ca. 724 (unecht) bis 11. Juli 1183-11. November 1184 angeschlossen. Ausführliche, mit Hilfe der Datenbank Asksam geschaffene Register der Orte und Personenrunden den bedeutsamen Band vorteilhaft ab, der trotz seiner schwierigen Entstehungsgeschichte eine begrüßenswerte Bereicherung der Grundlagen der mittelalterlichen Geschichte Altbayerns darstellt und als weiterer Baustein neben drei bereits vorliegende Bände der Regesten der Bischöfe von Passau tritt.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler