Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1494. Eingeleitet, mit Registern versehen und redigiert v. Bigott, Boris (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A Quellen 53). Kohlhammer, Stuttgart 2010. LXVI, 144 S., Abb., CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

1093 stiftete der welfische Ministeriale Konrad von Wolfertschwenden das um 1100 (Ohsinhusen) genannte Benediktinerkloster Ochsenhausen bei Biberach in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt wurde, sich aber 1388/1392 von ihm löste und 1488 den Blutbann und damit die Reichsunmittelbarkeit erlangte. 1494 entstand als Bestandteil (f. 96-157/160) eines neu angelegten, ein Kalendar und ein Martyrologium aufweisenden, von dem Elchinger Mönch Balthasar Schad geschriebenen Kapiteloffiziumbuchs nach einer hochmittelalterlichen, verschollenen Vorlage das Nekrolog, das bis 1666/1672 fortgeführt wurde. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die säkularisierte Abtei als Fürstentum Winneburg zwecks Entschädigung für linksrheinische Verluste an den Grafen Franz Georg von Metternich (Metternich-Winneburg), dessen bekannter Sohn Clemens Wenzel Teile des Mobiliars und die wertvolleren Stücke der umfangreichen Bibliothek auf sein Schloss .Königswart in Böhmen verbringen ließ und 1825 das restliche Ochsenhausener Gut an den König von Württemberg verkaufte

 

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde die verschollene bzw. wegen der Herkunft des Schreibers auf Elchingen bezogene und deswegen als verschollen geglaubte Handschrift (48 bzw. 20.E.33) in den Beständen der staatlichen Bibliothek auf Schloss Königswart in der Tschechoslowakei wiederentdeckt. Die umfassenden Vorarbeiten einen jedenfalls nicht an hervorgehobener Stelle erkennbaren Bearbeiters zu seiner Edition führten aber zunächst nicht zur Veröffentlichung. Auf ihrer Grundlage gelang seit 2009 jedoch Boris Bigott ein erfolgreicher Abschluss.

 

Die ältesten der insgesamt 4607 (nach Abzug von Doppelungen 4598) Namen dürften vor allem aus Ochsenhausen, Sankt Blasien und dem Umfeld beider Klöster entstammen und in die Jahre um 1075 einzuordnen sein. Die Anlagehand schrieb am Ausgasng des Mittelalters in einem Durchgang 2029 Namen auf der Männerseite und 1237 Namen auf der Frauenseite ein, zu denen seit 1494 in Nachträgen 1085 Namen auf der Männerseite und 247 Namen auf der Frauenseite kamen (insgesamt 1132). Dankenswerterweise führte Boris Bigott die durch 13 Abbildungen veranschaulichte, durch eine beigegebene CD-ROM digital gestützte Edition nach Einarbeitung in das Material durch einen geschichtlichen Überblick, eine Beschreibung der Handschrift und durch ein ausführliches Register zu einem glücklichen Ende.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler

 

Nach einem am 2011-02-21 in einem e-mail erhaltenen Hinweis von Dr. Johann Wilhelm Braun ist diese Edition unter Verletzung seiner Urheberrechte veröffentlicht worden. Die Dokumentation der Vorgänge und das Ergebnis des Prozesses vor dem Stuttgarter Landgericht finden sich auf http://archiv.twoday.net/stories/11565154 und ebenda http://archiv.twoday.net/stories/14635384/. Seiner Bitte entsprechend wird die Rezension im Internet hiermit entsprechend ergänzt.

Nach einem am 2011-03-29 in einem e-mail-erhaltenen Hinweis des Geschäftsführers der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg ist es nicht richtig, dass die Publikation des Ochsenhausener Nekrologs unter Verletzung der Urheberrechte von Konservator a. D. Dr. Johann Wilhelm Braun erfolgt ist. Eine diesbezügliche Klage gegen das Land Baden-Württemberg bzw. die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg wurde danach am 15. Februar 2011 von dem Kläger vor dem Landgericht Stuttgart unter Übernahme aller Verfahrenskosten zurückgenommen. Entsprechend der Bitte des Geschäftsführers der Kommission wird auf die seit 15. 02. 2011 im Netz stehende Stellungnahme der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (http://www.kgl-bw.de) hingewiesen, nach welcher der Band künftig folgendermaßen zitiert wird: Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1494 Edition: Johann Wilhelm Braun Eingeleitet, mit Registern versehen und redigiert von Boris Bigott. Die bis Mitte Februar 2011 noch nicht ausgelieferten Exemplare wurden mit einem den Titel entsprechend ergänzenden Aufkleber versehen.