Das Herzogtum Westfalen. Band 1 Das kurkölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der kölnischen Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803, hg. v. Klueting, Harm in Zusammenarbeit m. Foken, Jens. Aschendorff, Münster 2009. 927 S., Kartenbeilage. Besprochen von Gerhard Köbler.
Im Jahre 775 werden Westfalai als Teil der Sachsen neben Engern und Ostfalen erstmals erwähnt. Sie siedelten nach dem Abzug anderer germanisch-germanistischer Stämme im Gebiet zwischen unterer Hunte und Ruhr, Senne und Issel. Im 12. Jahrhundert wurde der Name Westfalen wiederbelebt und auf das Land zwischen Weser und Rhein ausgedehnt, während gleichzeitig Engern als Bezeichnung schwand.
Im Jahre 1180 wurde die bis dahin bestehende Einheit des Herzogtums Sachsen von Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Streit mit Heinrich dem Löwen aufgebrochen. Bei Heinrichs Sturz wurde ihm das Herzogtum Sachsen entzogen und aufgeteilt. Aus dem südwestlichen Teil Sachsens, das aus dem östlichen Sauerland mit nördlich angrenzenden Gebieten südlich der Lippe bestand, wurde ein eigenes Herzogtum Westfalen als Herzogtum in Westfalen und Engern mit dem Mittelpunkt Arnsberg gebildet, das an den Erzbischof von Köln gegeben wurde.
Eingedenk der damit beginnenden jahrhundertlangen Geschichte kann im Geleit des vorliegenden Bandes der Vorsitzende des Sauerländer Heimatbundes erleichtert feststellen, dass es nach jahrzehntelangen Bemühungen gelungen ist, das Projekt zu wagen, das kurkölnische Sauerland als historische und lebendige Region wissenschaftlich zu erforschen und in einer gewichtigen zweibändigen Publikation der Öffentlichkeit vorzustellen. Mit dem ersten Band wird das Herzogtum Westfalen von den Anfängen bis zur Säkularisation im Jahre 1803 in Einzelabhandlungen erläutert. Befriedigt sieht das Geleitwort Inhalt wie Gestaltung als höchsten Ansprüchen genügend an.
Der Herausgeber, der Historiker, Theologe und Kirchenhistoriker Harm Klueting, ist durch sein 1980 veröffentlichtes Buch über die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834 und zahlreiche weitere Untersuchungen zur westfälischen Landesgeschichte, sauerländischen Regionalgeschichte und weit darüber hinaus bestens ausgewiesen. An Stelle des vielfach erwogenen Gedankens, die Geschichte des Herzogtums Westfalen von den Anfängen der kölnischen Herrschaft im südlichen Westfalen in der Christianisierungs- und Karolingerzeit bis 1803 in allen Aspekten selbst zu erforschen und in einem Werk von etwa 800 Seiten darzustellen, griff er 2005 das Angebot des Vorsitzenden des Sauerländer Heimatbundes zu einem Sammelwerk auf. Bereits dreieinhalb Jahre später kann er den ersten Band als Gemeinschaftswerk vierundzwaniger ausgewiesener Fachleute vorlegen, dem bald ein zweiter Band über das 19. und 20. Jahrhundert folgen soll.
Im Einzelnen behandelt Günther Becker den geographischen Raum, Paul Leidinger die Christianisierung, Edeltraut Klueting die Klosterlandschaft im Hochmittelalter, Odilo Engels die Entmachtung Heinrichs des Löwen, Paul Leidinger die Grafen von Werl und Werl-Arnsburg (um 980-1124), Michael Gosmann die Grafen von Arnsberg. Cornelia Kneppe die Burgen und Städte, Wilhelm Janssen das Marschallamt, Eberhard Fricke die Vemegerichtsbarkeit, Tanja Gawlich den Hexenkommisssar Heinrich von Schulthei0, Heinz-Dieter Heimann die Soester Fehde (1444-1449), Monika Sturm Kurköln in seinen Teilen, Jens Foken die Städte und Freiheiten in der frühen Neuzeit, Andreas Müller den Adel, Harm Klueting das kurkölnische Herzogtum als geistliches Territorium im 16. bis 18. Jahrhundert, Klaus Baumann Klöster und Ordenswesen, Marina Cremer die Kunstlandschaft, Erika Richter das Schulwesen, Hermann-Josef Schmalor die Bibliotheken, Iris Bunte die Bücher der Werler Erbsälzer, Diethard Aschoff die Juden, Peter Ilisch Münzprägung und Geld, Wilfried Reininghaus Salinen, Bergwerke, Gewerbe und Handel, Bernward Selter Landwirtschaft und Waldnutzung, Theo Bönemann Verkehr und Post sowie abschließend nochmals Harm Klueting Säkularisation und Ende des kurkölnischen Herzogtums Westfalen - nur Landstände und Landtag mussten leider in letzter Minute aufgegeben werden. Insgesamt ist damit eine beeindruckende Leistung gelungen, die durch 15 Abbildungen sowie ein umfangreiches Orts- und Personenregister und eine Karte von 1757 (Homanns Erben)abgerundet wird. Möge dem zweiten Band ein ähnlich gutes Gelingen beschieden sein.
Innsbruck Gerhard Köbler