Christian Thomasius (1655-1728) - Gelehrter Bürger in Leipzig und Halle. Wissenschaftliche Konferenz des Lehrstuhls für bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in Leipzig (7./8. Oktober 2005) aus Anlass des 350. Geburtstages von Christian Thomasius, hg. v. Lück, Heiner (=Abhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse, Band 81, Heft 21). Hirzel, Stuttgart 2009. 163 S., 1 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Sammelband vereinigt sieben Beiträge einer anlässlich des 350. Geburtstags des Christian Thomasius am 7./8. Oktober 2005 von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig veranstalteten wissenschaftlichen Konferenz. Ziel war vor allem die Rekonstruktion des städtischen und akademischen Umfeldes des Thomasius an seinen hauptsächlichen Studien- und Wirkungsorten, wobei sich der Wunsch der Berücksichtigung Frankfurts an der Oder nicht vollständig verwirklichen ließ und der Ort nur mittelbar einbezogen werden konnte. Insgesamt ist das Vorhaben gleichwohl in erfreulicher Weise gelungen.

 

Zu Beginn bietet der Herausgeber einen sachkundigen, sorgfältigen Überblick über die neuere Thomasius-Forschung in der einschlägigen Literatur zwischen 1983 und 2008. Sie ist durch ihn durchaus mitgeprägt. Allerdings wird die konkrete Lebenswelt des Christian Thomasius darin kaum reflektiert, so dass das vorliegende Werk gut geeignet ist, eine bisher noch bestehende Lücke zu schließen.

 

Zu diesem Zeck befasst sich Siegfried Hoyer mit dem jungen Thomasius in Leipzig, während Detlef Döring Christian Thomasius und die Universität Leipzig am Ende des 17. Jahrhunderts beschreibt. Andrea Thiele beschäftigt sich mit sozialen und wirtschaftlichen Aspekten des Transformationsprozesses Halles von der Residenzstadt zur Universitätsstadt und Jan Brademann mit Überlegungen zum verfassungsgeschichtlichen und kulturgeschichtlichen Hintergrund für die Gründung der Universität Halle. Günter Mühlpfordt stellt die Rivalität zwischen Wettinern und Hohenzollern als Handlungsspielraum für Thomasius und andere dar und Manfred Wilde zeigt Christian Thomasius im Spannungsfeld der späten Hexenprozesse in Kursachsen und Brandenburg, so dass sich insgesamt zahlreiche neue Einzelerkenntnisse in dem durch ein Namensregister vervollständigten Band ergeben.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler