Brüser, Joachim,
Herzog Karl Alexander von Württemberg und die Landschaft (1733 bis 1737).
Katholische Konfession, Kaisertreue und Absolutismus (= Veröffentlichungen der
Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B
Forschungen 180). Kohlhammer, Stuttgart 2010. XLVIII, 272 S. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Anton Schindling betreute im Wintersemester 2007/2008 von der Fakultät für Philosophie und Geschichte der Universität Tübingen angenommene Dissertation des Verfassers. Ihr Ziel ist es, an Hand von gedruckten wie ungedruckten Quellen zu untersuchen, in welchen Bereichen Herzog Karl Alexander von Württemberg in seiner kurzen Herrschaftszeit sich von der landschaftlichen Mitbestimmung befreien und selbstbestimmt regieren konnte. Dazu gliedert der Verfasser sein überzeugendes Werk in fünf Teile.
In der Einleitung behandelt er zunächst das Land Württemberg und den Absolutismus und spürt dann dem Herzog in der historischen Forschung nach. Ausführlich schildert er den am 24. Januar 1684 als Spross der Seitenlinie Württemberg-Winnenden geborenen, 1695 für einige Monate dem Studium in Tübingen zugeführten, dann aber bereits mit elf Jahren zum Befehlshaber eines Subsidienregiments in venezianischen Diensten und am 4. August 1719 vom Kaiser zum Statthalter des 1718 gewonnenen Belgrad und Serbien erhobenen, in Wien am 21. Oktober 1721 zum katholischen Glauben wechselnden Fürsten, der beim Tode Herzog Eberhard Ludwigs am 31. Oktober 1733 im Alter von 49 Jahren (ursprünglich nicht aussichtsreicher) Thronfolger wurde. Ihm standen die Landstände gegenüber, in denen der Adel fehlte, aber die Bürger sehr weitreichende Mitbestimmungsrechte hatten.
Als Vorspiel für die in Stuttgart am 16. Dezember 1733 angetretene Herrschaft sieht der Verfasser einleuchtend die Tätigkeit als Gouverneur von Landau und als Statthalter in Belgrad. Die Konflikte des Herzogs mit der Landschaft behandelt er sehr sorgfältig auf den Bereichen der Finanzpolitik (Jud Süß Oppenheimer), Wirtschaftspolitik, Militär- und Außenpolitik, Kirchenpolitik, Kunst und Kultur und Verfassungsfragen. Im Ergebnis ordnet er Karl Alexander mit Otto Borst als einen der wenigen absolutistischen Herzöge mit staatsmännischen Zielen ein, die sich allerdings in nur dreieinhalbjähriger Herrschaftszeit nicht umfassend verwirklichen ließen.
Innsbruck Gerhard Köbler