Böhmer, Johann Friedrich, Regesta Imperii III. Salisches Haus 1024-1125. 3. Abt. Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich IV. 1056 (1050)-1106, 2. Lief. 1065-1075, bearb. v. Struve, Tilman unter Mitarb. v. Lubich, Gerhard/Jäckel, Dirk. Böhlau, Köln 2010. VIII, 202 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Heinrich IV. (Goslar? 11. 11. 1050-Lüttich 7. 8. 1106) war nicht nur der mit fast fünfzig Jahren am längsten herrschende König des deutschen Mittelalters, sondern auch der umstrittenste. Wie seine Herrschaft, so ist auch die Edition seiner Urkunden und die Regestierung seines Wirkens von vielerlei Widrigkeiten begeleitet. Umso erfreulicher ist es, dass Tilman Struve ein Vierteljahrhundert nach der Veröffentlichung des ersten Bandes der Regesten nun auch den zweiten Band vorlegen konnte. Nach der knappen Einleitung entsprechen Anordnung und Aufbau der Regesten den in der Einleitung des ersten Bandes ausführlich angelegten und begründeten Grundsätzen, wodurch trotz langer Pause die Einheitlichkeit des Werkes gesichert ist.
Der Band wird eröffnet mit der Ernennung des Speyerer Domkanonikers Werner (II. von Achalm) aus der Verwandtschaft des Grafen des Neckar- und Hessengaus bzw. der Grafschaft Maden zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Hezilo von Straßburg in Worms am Ende des Monats März 1065 (Regest Nr. 363). Danach betrachtet der Bearbeiter das Leben des Königs während zehner anschließender Jahre. Abgeschlossen wird der Band mit der zu einem unbestimmten Zeitpunkt des Jahres 1075 erfolgten Entsendung des Bischofs Gregor von Vercelli und des Grafen Eberhard zu dem Normannenherzog Robert (Guiscard) von Apulien zwecks Unterstützung für den geplanten Italienzug (Regest Nr. 782).
In diesen Zeitraum fällt der Beginn des Investiturstreits mit Papst Gregor VII. Wohl auf den 28. September 1075 datiert der Bearbeiter fragend das Schlüsselereignis. Heinrich empfängt Vertreter aus Klerus und Volk von Mailand, die auf eine Entscheidung hinsichtlich der Besetzung des Mailänder Bischofsstuhles drängen, und erhebt entgegen vorherigen, schriftlich bestätigten Absprachen mit Papst Gregor VII. den Mailänder Subdiakon Thedald, der zumindest für einige Zeit Mitglied der königlichen Hofkapelle war, zum Erzbischof von Mailand (Regest Nr. 761).
Die Laufzeit dies damit einen wichtigen Schritt nach vorne gebrachten, bedeutsamen Forschungsprojekts ist seit 2009 bis 2015 verlängert. Die Verteilung der weiteren Arbeiten auf Tilman Struve einerseits für die Jahre von 1076 bis 1085 und auf seinen früheren, inzwischen nach Bochum berufenen Mitarbeiter Gerhard Lubich für die Jahre von 1086 bis 1106 wird sicher dazu führen, dass nicht weitere 25 Jahre bis zum Erscheinen des nächsten Bandes vergehen werden. Allen Beteiligten sei dafür ein gutes Gelingen gewünscht, damit die Herrschaftszeit Heinrichs IV. trotz aller Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit wenigstens literarisch möglichst bald als Einheit vor Augen stehen kann.
Innsbruck Gerhard Köbler