Auf dem Weg zur politischen Partizipation? Landstände und Herrschaft im deutschen Südwesten, hg. v. Lorenz, Sönke/Rückert, Peter (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 182). Kohlhammer, Stuttgart 2010. IX, 179 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zur Erinnerung an die in der Grafschaft Württemberg 1457 erstmals dokumentierten Landtage fand am 8. und 9. November 2007 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und im Haus des Landtags Baden-Württemberg eine wissenschaftliche, vom Landesarchiv, vom Landtag, vom Arbeitskreis für Landes- und Ortsgeschichte im Verband der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine sowie dem Institut für geschichtliche Landeskunde und historische Hilfswissenschaft der Universität Tübingen organisierte, in den weiteren Rahmen der Ausstellung Landschaft, Land und Leute, politische Partizipation in Württemberg 1457 bis 2007 gehörende Tagung statt. Die dortigen Vorträge sollten die sozialen und territorialen Strukturen vergleichend vorstellen und die Problematik der politischen Partizipation herausarbeiten. In der Drucklegung sind sie bearbeitet und ergänzt sowie dem Gedächtnis Joachim Fischers (1936-2009) gewidmet.

 

Die insgesamt neun Beiträge werden eingeleitet von Sönke Lorenz, der die Entwicklung vom herrschaftlichen Rat zu den Landständen in Württemberg vom 13. bis zum 16. Jahrhundert schildert. Auf dieser allgemeineren Grundlage untersucht Johannes Dillinger besonders die politischen Mitspracherechte der Landbevölkerung in Württemberg, Baden-Baden und Schwäbisch-Österreich vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, während Christoph Volkmar Landesherrschaft und territoriale Funktionseliten in Württemberg und Sachen um 1500 vergleicht und Oliver Auge die Bedeutung der geistlichen Landstände im Südwesten und Nordosten des Reiches bis zur Reformation behandelt. Damit schließt der wichtige vergleichende Blick nach außen.

 

Unter dem Buchtitel stellt Dieter Mertens danach die Anfänge der Landstände in Württemberg dar, nimmt Axel Metz den Stuttgarter Landtag von 1498 und die Absetzung Herzog Eberhards II. genau in den Blick und spürt Gabriele Haug-Moritz in institutionentheoretischer Perspektive der Genese des württembergischen Landtags in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach. Peter Rückert fragt in Betrachtung der bekannten Ratssitzung Graf Eberhards III. nach der politischen Partizipation im Bild, während Wilfried Schöntag mit der formalisierenden Siegelrechtsverleihung an die württembergischen Landstände im Jahre 1595 abschließt. Orts- und Personenregister sowie Abbildungsnachweis und zwei kleine Verzeichnisse runden den schmalen, aber weiterführenden und für die Frühgeschichte der Landstandschaft bedeutsamen Band ab.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler