Adam, Thomas, Kleine Geschichte des Kraichgaus. Braun/DRW-Verlag Weinbrenner GmbH & Co. KG., Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2010. 271 S., 70 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Abgesehen von ihrer parteilichen Wiederbelebung im nationalsozialistisch bestimmten früheren 20. Jahrhundert gehören die Gaue des deutschen Sprachraums längst der mittelalterlichen Vergangenheit an. Gleichwohl leben sie doch noch so stark in der menschlichen Erinnerung fort, dass sie in der Gegenwart Gegenstand geschichtlichen Interesses werden können. Ein Beispiel hierfür ist der in Lorsch 769 als Creichgowe erstmals erwähnte, nach der in den Rhein mündenden Kraich (Kraichbach) benannte, heute mehr als 1500 Quadratkilometer umfassende Kraichgau zwischen Schwarzwald, Odenwald, Oberrheinebene und Neckar (bzw. eingerahmt von Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart und Heilbronn/Mosbach), für den der in Karlsruhe 1967 geborene Leiter des städtischen Museums in Bruchsal eine kleine Geschichte vorgelegt hat.

 

In dreizehn Kapiteln durcheilt er fragend und belehrend die Geschichte einer fruchtbaren Mulde zwischen Schwarzwald und Odenwald vom 1907 in Mauer gefundenen, mehr als 500000 Jahre alten homo Heidelbergensis (mit Bild) bis zur erweiternden Jetztzeit. Dabei wird ein Lebensraum erschlossen, werden Herren, Klöster, Städte und Burgen gezeigt und Spannungsfelder und Kampfplätze erörtert. Der Name pendelt unentschieden zwischen germanischer Krümmung und altväterischem Lehm (Löss), der mit bis zu 30 Metern Stärke die Landschaft besonders fruchtbar macht.

 

Eingerahmt ist der Bretten umschließende ursprünglich kleinere Kraichgau vom Lobdengau, Anglachgau, Pfinzgau, Enzgau, Zabergau, Gartachgau und Elsenzgau. 985 in der Hand der Salier zerfällt das Gebiet seit dem 12. Jahrhundert politisch und gelangt in einzelnen Teilen an die Grafen von Katzenelnbogen, die Pfalzgrafen bei Rhein, das Hochstift Speyer, die Grafen von Eberstein und die Markgrafen von Baden, in deren Hand es 1803/1806 wieder zusammenkam, so dass es 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte. Dies alles und noch Vieles mehr beschreibt das am Ende auf die wichtigste Literatur hinweisende, durch zahlreiche Abbildungen und Texteinblendungen aufgelockerte Werk in unterhaltsamer Weise.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler