Zieg, Michael, Gelnhäuser Regesten - zur Geschichte der Reichsstadt in den Jahren 1170 bis 1400 (= Studien zur Geschichtsforschung des Mittelalters 22). Kovač, Hamburg 2008. 482 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nannte sich ein vorher in Langenselbold ansässiger Zweig der Reginbodonen nach dem zwischen Vogelsberg und Spessart an der Kinzig - an der derzeitigen geographischen Mitte der Europäischen Union - gelegenen Gelnhausen. 1170 gründete Kaiser Friedrich I. Barbarossa hier eine staufische Stadt bzw. eine Reichsstadt. Sie wurde freilich bereits 1349 durch König Karl IV. an Günther von Schwarzburg verpfändet und verlor ihr Archiv im Dreißigjährigen Krieg zum großen Teil.

 

Den Plan neuer Gelnhäuser Regesten trug der Bearbeiter 2006 dem Vorstand des Geschichtsvereins Gelnhausen e. V. an. Diesem war eine Zusammenfassung, Aktualisierung und Ergänzung der früher von verschiedenen Bearbeitern vorgelegten und meist nicht besonders auf Gelnhausen bezogenen Sammlungen von Regesten sehr willkommen. In erfreulich kurzer Zeit ließ sich der Plan verwirklichen.

 

Er stützt sich nach der übersichtlichen Einleitung des Verfassers auf das ehemalige Archiv der Stadt Gelnhausen und die drei wichtigsten Kopiare in den Archiven Marburg, Büdingen und Gelnhausen (Berlin), das hessische Staatarchiv Marburg, das hessische Staatsarchiv Darmstadt, das hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, das Fürst zu Solms-Hohensolms-Lich’sche Archiv, das Fürst zu Solms-Braunfels’sche Archiv, das Graf zu Solms-Laubach’sche Archiv und das bayerische Staatsarchiv Würzburg. Aus den Editionen Reimers, Wellers, Baurs, Simons und anderer wurden die Überschriften mit den wesentlichen Inhalten übernommen und die Reihe der Zeugen und Siegler aufgeführt, wobei die aktuellen Signaturen der jeweiligen Aufbewahrungsorte fast vollständig ermittelt werden konnten. Insgesamt ergaben sich 1147 zwischen Kurzregest und Vollregest liegende Regesten, die mit dem Privileg Kaiser Friedrichs I. vom 25. Juli 1170 einsetzen und mit einem Verzeichnis aufgenommener Bürger und jeweiliger Bürgermeister zwischen 1362 und 1400 enden, so dass insgesamt eine vorteilhafte Grundlage für inhaltliche Einzelarbeiten geschaffen wurde, der im Zeitalter der Elektronik vielleicht doch auch digitale Erweiterungen hätten beigefügt werden können.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler