Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg. v. Beck, Friedrich (= Quellen, Findbücher und Inventare des brandenburgischen Landeshauptarchivs 13). Lang, Frankfurt am Main 2003. 211 S., 13 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das 44 Meter über Normalniveau liegende, als Tor der Niederlausitz bezeichnete, (im Dezember 2007) 8314 Einwohner zählende Beeskow an der Spree ist vermutlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts aus einer Marktsiedlung an der Kreuzung der Straßen von Leipzig nach Frankfurt an der Oder und von Cottbus in das Baltikum entstanden. 2003 beging die nach 1321 eine Mauer aufweisende, bis 1377 den Herren von Strehle  bzw. Torgow gehörende  Stadt ihr siebenhundertfünfzigstes Jubiläum, so dass von einer Stadtgründung im Jahre 1253 ausgegangen wird. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1272.

 

Auf Anregung Klaus Neitmanns übernahm der frühere Direktor des brandenburgischen Landeshauptarchivs, der in den Jahren 2001 und 2002 zwei umfangreiche Bände Urkundeninventar des brandenburgischen Landeshauptarchivs Kurmark vorgelegt hatte, die Bearbeitung der Urkunden Beeskows, welche die Stadt sich und ihren Freunden als Geburtstagsgeschenk, verziert mit einer Initiale aus der Ratsurkunde vom 8. Mai 1348 für die Fleischhauer, zeitgerecht überreichen konnte. Die Entscheidung fiel dabei für Regesten, um ein breiteres Publikum ansprechen zu können. Wer sich für die genaue Überlieferung interessiert, ist deswegen auf das Landeshauptarchiv in Potsdam, wo seit Depositalvereinbarungen mit dem früheren Stadtarchivar Rektor Kurt Müller von 1963 und 1975 die Quellen vor 1945 liegen, oder auf die Verfilmung verwiesen.

 

Im Druck berichtet nach einem Geleitwort des Bürgermeisters Landesarchivdirektor Klaus Neitmann über den großen Rahmen. Dabei weist er besonders darauf hin, dass für Beeskow im Vergleich zu anderen brandenburgischen Städten eine verhältnismäßig gute Quellenlage besteht. In seiner sachkundigen Einleitung betont danach Friedrich Beck, dass für Beeskow zwar fundierte Vorarbeiten vorhanden sind, aber eine modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung der Stadtgeschichte fehlt, dass aber doch die wichtigsten Gegebenheiten im historischen Ortslexikon für Brandenburg (Teil 9 1989) und im Städtebuch (2000) gut greifbar sind, so dass er sich im Wesentlich hierauf stützen kann.

 

Die Überlieferung setzt sich aus verschiedenen Teilbeständen zusammen. Den Hauptteil bilden die im (früheren) städtischen Vielheitsarchiv vereinigten Urkunden der ehemaligen Landes- und Stadtherrn, der „Feudalherrn“ des Umlandes, der kirchlichen Institutionen oder benachbarten Städte für Stadt, Rat, Ratsorgane, kirchliche Einrichtungen, Gewerke und einzelne Bürger (156?) und die Urkunden des Rates für Gewerke, Gilden, Zünfte, einzelne Einrichtungen und Bürger (70?, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Repositur 8, Stadt Beeskow). Hinzutreten die (22?) Urkunden für die Stadtkirche Sankt Marien (Repositur 10 C) und (9) für das Nikolai-Hospital (Repositur 10).

 

Die meist aus Einzelpergamenten bestehenden 225 Urkunden für Beeskow Stadt, Bürgerschaft und Gewerke beginnen mit einer lateinischen Urkunde der Ritter von Strehle für Beeskow und seine burgenses vom 30. November 1272 über die Übereigung des Werders (ohne Angabe des dabei verwendeten lateinischen Verbs) und enden nach dem Übergang zum Mittelniederdeutschen um 1350 mit einer Belehnungsurkunde Kurfürst Friedrich Wilhelms vom 16. März 1649. Angeschlossen sind 21 Urkunden der Marienkirche vom 21. Januar 1273 bis zum 13. Dezember 1503 und 9 Urkunden des Nikolai-Hospitals. 12 Abbildungen, Münz-, Maß-, Gewichts- und Zahlangaben, Literaturhinweise und ein umfangreiches, von Margot Beck erstelltes Register von Adriansdorf bis Zschocke vervollständigen die wertvolle Leistung für die besonders im 14. Jahrhundert sorbische Fischer auf dem Kiez beherbergende, nach 1551 vom König von Böhmen an die Markgrafen von Brandenburg verlehnte, 1945 teilweise zerstörte kleine Kreisstadt.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler