Mihm, Margret/Mihm, Arend, Mittelalterliche Stadtrechnungen im historischen Prozess. Die älteste Duisburger Überlieferung (1348-1449). Band 1 Untersuchungen und Texte, Band 2 Register, Materialien, Glossar. Böhlau, Köln 2007, 2008. XII, 794, VIII, 384 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit Handel und Geld wird das Rechnen wirtschaftlich bedeutsam. In der Marktwirtschaft ist dementsprechend die Rechnung eine zwar individuell höchst bedeutsame, generell aber auf Grund ihrer Massenhaftigkeit nur wenig bemerkenswerte Erscheinung. Gleichwohl verdient die geschichtliche Rechnung die Aufmerksamkeit, vor allem in der Wirtschaftsgeschichte, aber auch in der Rechtsgeschichte.

 

Die Einführung der Schriftlichkeit in das spätmittelalterliche Wirtschaftswesen stand dementsprechend im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts, das vor mehr als zehn Jahren an der Universität Duisburg begonnen wurde. In ihm sollten an frühen wirtschaftshistorischen Quellen die Zusammenhänge zwischen institutionellen und textuellen Entwicklungen dokumentiert und einer genaueren Analyse zugänglich gemacht werden. Die daraus erwachsenen Erkenntnisse bieten die vorliegenden eindrucksvollen Bände der Öffentlichkeit dar.

 

Dabei wurde der außerordentliche Erkenntniswert der Duisburger Überlieferung für weitergehende Erkenntnisperspektiven schon bald nach Projektbeginn deutlich. Die intensivere Beschäftigung mit dem reichen Material führte dann zu dem Plan, die erhaltene Texttradition des ersten Jahrhunderts vollständig aufzuarbeiten. Dies ist in fünfjähriger Archivarbeit und zweijähriger Textherstellung und Textauswertung erfreulicherweise gut gelungen.

 

Im ersten Teil des Textbandes legen die Verfasser Rechenschaft über die Stadtrechnungstexte als Forschungsfeld ab. Dabei erläutern sie die besondere Bedeutung der Duisburger Textüberlieferung im Rahmen der städtischen Haushaltskontrolle und Textentwicklung. Danach stellen sie übersichtlich die Ausgabeseite des städtischen Haushalts und die Einnahmeseite des städtischen Haushalts einander gegenüber. Zum Abschluss erläutern sie überzeugend die Einrichtung der Edition bezüglich der Textgestaltung, der Transkriptionsgrundsätze und der Siglen und Abkürzungen und weisen die insgesamt verwendete umfangreiche Literatur nach.

 

Die Edition selbst gliedert sich dann in 51 Rechenschaftsberichte. Grundsätzlich werden dabei Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt. Gelegentlich kommt ein Vorspann hinzu, während in den Anfangsjahren eine schlichtere Gestaltung vorherrscht (1348 Gesamtumfang 2 Druckseiten, 1448/1449 etwa 25 Druckseiten).

 

Der zweite Band des wichtigen Werkes enthält zunächst ein Sachregister und ein umfangreiches Namensregister. Dem folgen Übersichten über die Währungsverhältnisse, Verzeichnisse der Amtsträger und Übersichten zur Haushaltsentwicklung (Gesamteinnahmen 1352 3625, 1448 968, Gesamtausgaben 1351 5394, 1448 968). Ein ausführlicher, maschinell gut zu gewinnender Wortformenindex und ein Glossar mit schätzungsweise 2500 Einträgen runden die beeindruckende Leistung angenehm ab.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler