Ludwig, Thomas, Die Urkunden der Bischöfe von Meißen. Diplomatische Untersuchungen zum 10.-13. Jahrhundert (= Beihefte zum Archiv für Diplomatik 10). Böhlau, Köln 2008. IX, 337 S., 21 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Thomas Vogtherr in Leipzig und Osnabrück betreute, im Wintersemester 2002/2003 vom Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften der Universität Osnabrück angenommene Dissertation des Verfassers. Sie ist eine diplomatische Studie über die Urkunden, die namens der Bischöfe von Meißen bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein ausgestellt wurden. Ihr Ziel ist es, mittels diplomatischer Kritik der Überlieferung zu hinreichend zuverlässigen Aussagen über die Echtheit und Originalität der einzelnen Stücke zu gelangen und Schriftentwicklung und Diktatentwicklung zu beobachten, Empfängerausfertigungen und Ausstellerausfertigungen zu unterscheiden und nach personellen Strukturen zu suchen.
Hinsichtlich des Forschungsstandes kann der Verfasser auf eine bereits 1962 von Walter Schlesinger hervorgehobene Lücke verweisen. Die materiellen Voraussetzungen für eine diplomatische Untersuchung erweisen sich als sehr günstig. Die Überlieferung Meißener Bischofsurkunden setzt unter Bischof Herwig 1114 ein (erstes erhaltenes Original von 1160) und umfasst bis zum Tode Bischof Alberts II. 1266 156 bischöfliche Urkunden und Briefe (bis 1200 17, 1200-1250 101), von denen 124 im Original (auf Pergament) erhalten sind.
Empfänger der Bischofsurkunden sind fast ausschließlich geistliche Institutionen (Altzelle [26], Domkapitel und Hochstift, Sankt Peter in Bautzen, Buch, Sankt Afra, Dobrilugk, Heiligkreuz bei Meißen, Mühlberg, Grimma, Dörschnitz, Marienstern, Bischöfe und Hochstift Merseburg, Riesa, Sornzig, Sankt Johannis in Freiberg, Franziskanerkloster Torgau, Zschillen und 23 bzw. 24 Empfänger je einer Urkunde). Die original überlieferten Meißener Bischofsurkunden lagern in der Gegenwart zu etwa zwei Dritteln im sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden. Im Übrigen sind sie auf 7 Orte verteilt aufbewahrt.
Im Einzelnen gelangt die Untersuchung zu zahlreichen neuen Erkenntnissen. Sie widersprechen etwa der Vermutung eines diplomatischen West-Ost-Gefälles. Sie bestätigen den Charakter der (privaten) Siegelurkunden als Beweisurkunden bis weit in das 13. Jahrhundert.
Ein besonderes Interesse des Verfassers gilt zu Recht den Fälschungen. Sie betreffen knapp ein Dutzend Stücke. Die meisten Fälschungsbefunde erweisen sich aber als seit längerer Zeit bekannt.
Abgeschlossen wird die sorgfältige Studie durch ein Urkundenverzeichnis (mit 231 Einheiten), ein Verzeichnis der Quellen und Literatur, ein Abbildungsverzeichnis und ein Urkundenregister. Personen-, Orts- oder Sachverzeichnis fehlen demgegenüber. Insgesamt ist mit der Untersuchung eine bisher bestehende Lücke in zeitgemäßer weiterführender Weise umsichtig geschlossen.
Innsbruck Gerhard Köbler