Kloepfer, Michael, Dichtung und Recht. Duncker & Humblot. Berlin 2008. 59 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Jurist bedarf, so der Verfasser im Vorwort, angesichts der spezifischen Anforderungen seines Berufs der Ergänzung durch das Interesse für Kunst oder gar durch künstlerische Betätigung. Die Kunst kann ihm Dimensionen jenseits seiner beruflichen Fixierung erschließen. Im Idealfall kann er sogar aus der Kunst Anregungen und Deutungen für seinen Beruf gewinnen.

 

Mit dieser Zielsetzung befasst sich der Verfasser als erstes in der Festschrift für Peter Raue mit Rainer Maria Rilkes Panther, dessen Blick vom Vorübergehen der Stäbe so müd geworden, das er nichts mehr hält. Danach wendet er sich in der Neuen Juristischen Wochenschrift dem Verfassungsdenken in Schillers Don Karlos zu, in dessen Bemühen um den Reichtum des menschlichen Lebens durch Freiheit er das bis heute gültige Schlüsselanliegen unseres Verfassungsdenkens bestmöglich beschrieben sieht. Schließlich erkennt der Verfasser in der Festschrift für Detlef Merten auch in Wilhelm Tells Anwendung von Gewalt in höchster Gefahr ein bleibendes Zeugnis politischer Kultur und rechtlicher Wertefundierung in der deutschen Dichtung.

 

Dementsprechend gelangt der Verfasser insgesamt zu der Erkenntnis, dass Kunst und Recht einander brauchen. Möge es ihm gelingen, möglichst viele Leser durch sein Bändchen dazu zu bewegen, in einen Gedichtband, in ein Drama oder vielleicht auch in ein Theater hineinzuschauen. Ein weiter Blick kann einem Urteil nie schaden.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler