Institut für juristische Zeitgeschichte. Jahrbuch der juristischen Zeitgeschichte, hg. v. /Vormbaum, Thomas, Band 9 (2007/2008). BMV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008. XXIII, 418 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die juristische Zeitgeschichte hat bereits eine eigene Geschichte erfahren. Sie ist in Parallele zur allgemeinen Zeitgeschichte entstanden. Weil Geschichte immer mehr wird und die an ihr Interessierten auch, bietet sich die Differenzierung als wohl unumkehrbarer Prozess an, so dass eine besondere juristische Zeitgeschichte als etabliert und inzwischen selbverständlich anzusehen ist.
Neben anderen hat sich um diese Entwicklung Thomas Vormbaum besonders verdient gemacht. In acht Abteilungen blüht und gedeiht inzwischen die von ihm institutionalisiert geführte juristische Zeitgeschichte. Fast 140 Veröffentlichungen (vieler verschiedener Autoren) weisen allein die letzten Seiten dieses Bandes nach.
Im Vorwort berichtet der Herausgeber über sein neuntes Jahrbuch der juristischen Zeitgeschichte. Dabei geht er davon aus, dass im Jahr 2008 die Welt die größte Finanzkrise seit 1929 erlebte. Danach fasst er den Inhalt der verschiedenen Beiträge kurz zusammen.
Insgesamt enthält der Band 6 allgemeine Beiträge über das Neutralitätsrecht in der späten Aufklärung (Paolo Bernardini), aufklärerische Tendenzen im ungarischen Strafrecht (Georg Steinberg), das österreichische Verteidigungsverbot von 1768 bis 1873 (Ettore Dezza), den Weg von der Arbeiterversicherung zum Sozialgesetzbuch (Thilo Ramm), die Kriegsopferfürsorge (Hannes Ludyga) und die Justizanstalt Leoben im Kontext der Gefängnisarchitektur (Heinz Müller-Dietz). Das Forum juristische Zeitgeschichte bietet Abhandlungen zu Italien (Domenico Pulitanò) und Brasilien (Juarez Tavares), während sich bei den Beiträgen zur modernen deutschen Strafgesetzgebung Hannes Ludyga den Reichstagsverhandlungen zur Republikschutzgesetzgebung von 1921/1922 widmet.
Unter Leben und Werk nähert sich Daniela Tafani Fichte. Juristisches Zeitgeschehen in Form der RAF, des Dopings und der Jugendstrafrechtsreform erhellen Kurt Breucker, Katrin Rentrop und Martin Asholt. Für Recht in der Kunst bzw. Kunst im Recht verfolgt Johannes Braun eine ausgefallene Nummer, während sich Gregor Albers mit den Meistersingern von Nürnberg Richard Wagners auseinandersetzt, so dass im neuesten Band der erfolgreichen Zeitschrift insgesamt wieder verschiedenste Forschungsfelder interessante neue Ergebnisse vermittelt erhalten.
Ìnnsbruck Gerhard Köbler