Hundertfünfzig (150) Jahre Amtsgericht Diepholz, hg. v. Kruthaup, Elisabeth/Röder, Michael. Schröder, Diepholz 2002. 158 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Alles begann, so erklärt Christian Pfeiffer als Justizminister Niedersachsens in seinem kurzen Vorwort, mit der Forderung der Revolutionsregierung (Hannovers) von 1848 nach einer Justizreform im Sinne der französischen Ideen, die ihren Niederschlag in § 9 des Landesverfassungsgesetzes vom 5. September 1848 fand, nach dem die Gerichtsverfassung nach den Grundsätzen der Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung, der Aufhebung des bevorzugten Gerichtsstandes, der Mündlichkeit und Öffentlichkeit in bürgerlichen und peinlichen Sachen sowie der Einführung von Schwurgerichten in letzteren gerichtlich geregelt werden sollte. Auf dieser Grundlage traten am 1. Oktober 1852, nach Wilhelm Schröder am 1. August 1852, die Justizorganisationsgesetze von 1850 in Kraft, mit denen die Idee der Unabhängigkeit der Rechtsprechung verwirklicht, die Rechtspflege neu organisiert und dazu insbesondere die (168, 1859 104) Amtsgerichte eingeführt wurden. 150 Jahre danach nimmt das Amtsgericht Diepholz die Gelegenheit wahr, seine Bedeutung für die Rechtsfortbildung und den alltäglichen Interessenausgleich zwischen den Bürgern in einem schmalen, mit einem Farbfoto unter blauem Himmel eindrucksvoll geschmückten Sammelband der Öffentlichkeit darzulegen.

 

In seinen Inhalt leitet die Direktorin des Amtsgerichts als Hauptherausgeberin ein. Unterstützt wurde sie von dem Vorsitzenden des Agenda 21-Fördervereins in Diepholz e. V. Ermöglicht wurde die Drucklegung der Festschrift durch die Kreissparkasse Grafschaft Diepholz.

 

Aufgenommen sind insgesamt elf Beiträge. In ihnen schildert Wilhelm Schröder das Gerichtswesen vor 1852 (unter Einbeziehung der germanischen Zeit und der Arbeiten von Hans Planitz, Theodor Roscher und Schröder/Künßberg), beleuchtet Wilfried Gerke (7) Hexenprozesse, den Schlossturm, ältere Urteile des Amtsgerichts Diepholz und das Amtsgericht Diepholz 1933 bis 1945, berichtet Richard W. Bitter von Bauzustand und Raumnutzung des das Amtsgericht aufnehmenden Diepholzer Schlosses um 1850, verfolgt Eberhard Köppen das Amtsgericht Diepholz durch die 150 Jahre zwischen 1852 und 2002 (mit Gerichtsverhandlungen und Weihnachtsfeiern), beschreibt Willi-Fritz Garmhausen das Gerichtsgefängnis, erzählt Jutta Seehafter Anekdoten aus dem Diepholzer Amtsgericht, legt Hans Mende Zwischenzeiliges und Hintergründiges dar und stellt die Herausgeberin ihr Amtsgericht heute (mit Zuständigkeit für die Stadt Diepholz und die Gemeinden Barnstorf, Lemförde und Wagenfeld mit insgesamt rund 49000 Einwohnern) vor. Anmerkungen finden sich jeweils am Ende der Beiträge, anschauliche Anlagen in Anhängen sowie die Namen der Mitarbeiterinnen (4 Richter [4387 Geschäfte], 6 Rechtspfleger [14257 Geschäfte], 19 Serviceeinheiten, 3 Gerichtsvollzieher, 2 Wachtmeister und zwei Auszubildende) sowie mit Bild (die) bisherige(n) Behördenleiter (Carl Salfeld 1853-1898, Fritz Euker 1909 bzw. 1919 -1946, Ernst August Schmidt 1954-1969, Oskar Pleister 1969-1972. Hans Menge 1972-1987, Wilhelm Schröder 1987-1998 und Elisabeth Kruthaup seit 1999) am Schluss des Recht vor Ort detailliert aufschließenden Werkes.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler