Haunfelder, Bernd, Die liberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags, 1871-1918. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2004. 412 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Würzburg 1951 geborene Historiker Bernd Haunfelder hat sich neben Anderem durch die biografische Aufarbeitung des deutschen Parlamentarismus und zugehöriger Parteien einen guten Namen gemacht. Ausgehend von den politischen Wahlen im Regierungsbezirk Münster 1848-1867 und Wahlen und Wahlverhalten im Kreis Warendorf 1848/49 (1982) hat er etwa den Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867-1870 (1989), das biographische Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus 1849-1867 (1994) oder die Reichstagsabgeordneten der Deutschen Zentrumspartei 1871-1933 (1999) bearbeitet. 2004 hat er ein gewichtiges Werk über die liberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags 1871-1918 als biographisches Handbuch vorgelegt, für das auch der beste Rezensent gefunden wurde, für das aber ein bestelltes Rezensionsexemplar aus unbekannten Gründen niemals eintraf, so dass der Herausgeber wenigstens an Hand einer Ausleihe in wenigen Worten verspätet auf die bedeutende Leistung hinweisen muss.
In dem Band werden insgesamt 979 Reichstagsabgeordnete liberaler Prägung vorgestellt. Sie gehören der nur von 1871 bis 1874 bestehenden Liberalen Reichspartei, der Nationalliberalen Partei, der Deutschen Fortschrittspartei, der Liberalen Vereinigung, der Deutschfreisinnigen Partei und ihren beiden Nachfolgeorganisationen und der 1910 gegründeten Fortschrittlichen Volkspartei einschließlich aller innerparteilichen Abspaltungen, Neuformierungen und erfolglosen Parteigründungen der Untersuchungszeit an. Als prominent hebt der Bearbeiter selbst Ludwig Bamberger, Theodor Barth, Ernst Bassermann, Eduard Lasker oder Eugen Richter beispielhaft hervor, als einflussreich Robert Friedberg, Ernst Müller-Meiningen, Heinrich Rickert, Heinrich Prinz zu Schoenaich-Carolath oder Karl Schrader.
Zu Beginn bietet der Bearbeiter eine zusammenfassende aufschlussreiche Einleitung. Danach gibt er kurze Erläuterungen über Verweise, Aufbau der Biographien, Abkürzungen, Wahltermine und Legislaturperioden des im Detail in mühsamer und schwieriger Datenermittlung geschaffenen .Werkes. Im Anschluss folgen die einzelnen Biographen von Abecken bis Zweck.
Am Ende stehen hilfreiche Übersichten über die Wahlkreise, die Abgeordneten nach Wahlkreisen, zahlreiche Photographien mit zugehörigen Nachweisen, verschiedene Dokumente und ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Hilfreich wäre angesichts des notwendigerweise fehlenden Sachregisters eine digitalisierte Fassung. Dessenungeachtet bietet das Werk eine hervorragende biographische Grundlage für Forschungen zum politischen Liberalismus der Untersuchungszeit. Dass davon auch die Rechtsgeschichte vielseitigen Gewinn ziehen kann, zeigt schon allein die zufällig aufgefallene Seite über Albert Hänel, ordentlicher Professor der Rechte an der Universität Kiel.
Innsbruck Gerhard Köbler