Freiheit, Einheit und Europa - das Hambacher Fest von 1832. Ursachen, Ziele, Wirkungen, hg. v. Kermann, Joachim/Nestler, Gerhard/Schiffmann, Dieter. Pro Message, Ludwigshafen am Rhein 2006. 416 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Freiheit verknüpfen die als Dienststellenleiter des Landesarchivs Speyer, als Leiter des Stadtarchivs Frankenthal und als Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz tätigen Herausgeber des von einem ausgezeichneten Sachkenner zur Rezension vorgeschlagenen, vom Verlag aber der Redaktion nicht gelieferten und deswegen nachträglich auf Grund Ausleihe in wenigen Sätzen anzuzeigenden Sammelbands in ihrem kurzen Vorwort mit Philipp Jakob Siebenpfeiffers Zusammenfassung der Botschaft des Hambacher Festes vom Mai 1832, Europa mit Johann Georg August Wirth als dem zweiten Hauptredner der Veranstaltung. Danach stellen sie fest, dass Freiheit und Einheit es im Verlauf der seitdem vergangenen 175 Jahre deutscher Geschichte immer schwer hatten, nur für kurze Zeit Nationalstaat und Demokratie zusammen realisiert werden konnten, die friedliche Revolution der Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik im Herbst 1989 die Voraussetzung für die Wiedervereinigung der Nation schufen, aber die Bundesrepublik als demokratischer Nationalstaat neuer Prägung im Einvernehmen mit den Siegermächten von 1945 und den europäischen Nachbarn am 3. Oktober 1990 nur als Teil der Europäischen Union und zusammen mit der gleichzeitigen Vertiefung der europäischen Einigung neu begründet werden konnte.. Am Ende aber hätten die großen Forderungen und Visionen des Hambacher Festes dann aber doch über alle Rückschläge und Katastrophen der deutschen Geschichte hinweg triumphiert.

 

In den (25) Jahren seit 1982 als dem 150. Jahrestag des Festes habe sich deshalb in der Geschichtswissenschaft und in der öffentlichen Debatte zunehmend als gemeinsame Auffassung herausgebildet, dass das Hambacher Fest am Anfang von Deutschlands langem Weg nach Westen gestanden habe, am Anfang aber auch der vielen Schwierigkeiten der Deutschen, die Freiheit in Einheit oder die Einheit in Freiheit zu verwirklichen. Die in ihrem Sammelband vereinigten (zehn) Beiträge sollen verständlich darlegen, was der gewandelte Blick der Geschichtswissenschaft auf das Hambacher Fest und die dahinter stehende breite demokratische Volksbewegung in den letzten Jahren an neuen Erkenntnissen gebracht habe. Die zahlreichen Abbildungen sollen einen zusätzlichen Anreiz geben, sich ein Bild von der ersten politischen Volksversammlung der neueren deutschen Geschichte zu machen.

 

In diesem Rahmen stellt Joachim Kermann das Hambach(er) Fest in den Reigen der europäischen Revolutionen 1830/31. Hans Fenske bietet die schwierige Provinz Rheinbayern in den Jahren 1816-1832 dar. Elisabeth Hüls behandelt Wirth und Siebenpfeiffer als mutige Streiter für die Freiheit.

 

Der liberalen Presse in der Pfalz widmet sich Erich Schunk, der Verbreitung, organisatorischen Entwicklung und Sozialstruktur der frühliberalen Bewegung in der Pfalz Gerhard Nestler. Hannes Ziegler ermittelt die Patrioten auf dem Schloss, für die Martin Baus und Roland Paul biografische Skizzen zu Georg Ritter, Joseph Savoye, Georg Eifler, Georg Fein, Johann Jakob Schoppmann, Philipp Hepp, Nikolaus Hallauer, Johannes Fitz, Christian Scharpff, Carl Theodor Barth, Karl Heinrich Brüggemann, Johann Philipp Becker, Johann Heinrich Hochdörfer, Franz Stromeyer, Daniel Ludwig Pistor, Ernst Grosse, Friedrich Schüler, Friedrich Wilhelm Knöbel und Christian Culmann bieten. Dieter Schiffmann nimmt die niedere Volksklasse in der Pfalz in den Blick und betrachtet die Nachgeschichte des Hambacher Fests im Spannungsfeld von kollektivem Gedächtnis und Geschichtspolitik, während Michael Martin der Reaktion in strenger Vollziehung des Gesetzes nachgeht.

 

Die Anmerkungen sind am Ende des Bandes angehängt. Ein Register fehlt bedauerlicherweise. Gleichwohl aktualisiert der auch durch acht Farbtafeln von 1832 bis 1932 bereicherte Band das Wissen um ein bedeutsames Ereignis im großen Strom deutscher Geschichte in anerkennenswerter Weise.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler