Einhundertfünfundzwanzig (125) Jahre Sozialistengesetz. Beiträge der öffentlichen wissenschaftlichen Konferenz vom 28.-30. November in Kiel, hg. v. Beutin, Heidi/Beutin, Wolfgang/Malterer, Holger/Mülder, Friedrich (= Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideengeschichte 45). Lang, Frankfurt am Main 2004. 264 S., zahlr. Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das am 19. Oktober 1878 mit der Mehrheit der konservativen und meisten nationalliberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags mit 30 Paragraphen beschlossene, am 22. Oktober in Kraft getretene, infolge von Verlängerungen bis 20. September 1890 geltende Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie ist nach Ansicht der Herausgeber unter den innenpolitischen Ereignissen des zweiten deutschen Kaiserreichs eines der dramatischsten, gewiss das überragende. Aus Anlass der 125. Wiederkehr fand deswegen im Gewerkschaftshaus Legienhof vom 28. November bis 30. November eine vom Verband deutscher Schriftsteller in Schleswig-Holstein, von ver.di, GEW, IG Metall und dem Landesverband Schleswig-Holstein der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands getragene, durch die Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein unterstützte Veranstaltung statt. Auf ihr trugen  Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika 13 bzw. 15 Beiträge vor.

 

Sie betreffen Gewerkschaften im Kampf gegen das Sozialistengesetz (Wolfgang Schröder), die politische Lage des Reiches in der Zeit des Sozialistengesetzes (Jürgen Fenske), Das Recht als Waffe im politischen Kampf (Hans-Ernst Böttcher), die politische Polizei in Hamburg (Rainer Hering), die parlamentarische Behandlung des Sozialistengesetzes im Reichstag (Hans-Peter Bartels), deutsche Verbotspraxen (Robert Steigerwald), die Sozialdemokratie im Abwehrkampf gegen das Sozialistengesetz (Friedrich Mülder), die Sozialdemokratie und die bismarckschen Sozialgesetze (Ursula Herrmann), Julie und August Bebel in ihrem Briefwechsel (Heidi Beutin),  J. H. W. Dietz und seinen Partei-Verlag (Angela Graf), Hermann Bahr (Johann Dvořák), das Sozialistengesetz als Schlüsselglied in Bismarcks politischem Kalkül (Wolfgang Beutin) und die Gründe für die Aufhebung des Sozialistengesetzes (Jost Hermand). Damit werden viele Inhalte, Wirkungen, Folgen und Prägungen des vergeblich bekämpften, letztlich erfolglosen, wissenschaftlich bereits verschiedentlich behandelten Gesetzes angesprochen. Leider werden die vielfältigen, unterschiedlich mit Anmerkungen ausgestatteten Betrachtungen nicht durch ein Sachregister aufgeschlossen.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler