Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, hg. im Auftrag des
wissenschaftlichen Beirats des Instituts für bankhistorische Forschung e. V. v.
Pohl, Hans, Schriftleitung Beckers, Thorsten. Steiner, Stuttgart
2008. XII, 488 S., 30 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Geld regiert die Welt, lautet eine volkstümliche Erfahrungsweisheit. Das Geld verwalten die Bankiers. Also regieren die Bankiers die Welt, so dass es sich fragt, wer sie eigentlich sind, wie sie es geworden sind und was sie daraus gemacht haben.
Diese Frage hat anscheinend auch den national und international bedeutendsten Vertreter der Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte und Unternehmensgeschichte des deutschsprachigen Raumes der letzten drei Jahrzehnte beschäftigt. Deswegen hat er ihm Auftrag des Instituts für bankhistorische Forschung einen Sammelband für das deutsche 20. Jahrhundert herausgegeben. In seinem Vorwort weist er besonders darauf hin, dass zwar die Geschichte des Kreditwesens, einzelner Banken und Verbände verhältnismäßig gut erforscht, die biographische Forschung aber doch so vernachlässigt geblieben ist, dass sich eine Forschungslücke zu schließen lohnt.
Bei der Auswahl der einzelnen Persönlichkeiten wurden vor allem solche berücksichtigt, die nicht nur für ihr jeweiliges Institut große Bedeutung hatten, sondern auch darüber hinaus deutliche Spuren hinterlassen haben. Das hat zu insgesamt 30 Biographien von Bankiers in einem erweiterten Sinne geführt. Auch wenn im Einzelnen dabei auch subjektive Gesichtspunkte mitgespielt haben, ist das Gesamtergebnis doch in jedem Fall sehr erfreulich.
Erfasst sind in alphabetischer Reihenfolge, der gegenüber eine chronologische Reihung auch gewisse Vorzüge haben könnte, Hermann Josef Abs (1901-1994, Lothar Gall), Karl Blessing (1900-1971 Dieter Lindenlaub), Fritz Butschkau (1901-1971 Thorsten Webber), F. Wilhelm Christians (1922-2004 Axel Lebahn), Hanns Deuß (1901-1976 Vera Ziegeldorf), Georg Draheim (1903-1972 Regine Kreitz), Johann Christian Eberle (1869-1937 Barbara Hillen), Wilhelm von Finck (1848-1924 Wilhelm Winterstein), Carl Fürstenberg (1850-1933 Morten Reitmayer), Carl Friedrich Goetz (1885-1965 Johannes Bähr), Jakob Goldschmidt (1882-1955 Michael Jurk), Arthur von Gwinner (1856-1931 Harald Wixforth), Otto Hauck (1863-1934 Andreas Hansert), Karl Helfferich (1872-1924 Harald Wixforth), Alfred Herrhausen (1930-1989 Dieter Balkhausen), Iwan David Herstatt (1913-1995 Thomas Knüwer), Paul Lichtenberg (1911-1995 Detlef Krause), Hans Luther (1879-1962 Albert Fischer), Albert von Metzler (1898-1989 Carl-Ludwig Holtfrerich), Alwin Münchmeyer (1908-1990 Christiane Oppermann), Alfred von Oppenheim (1934-2005 Gabriele Teichmann), Robert Pferdmenges (1880-1962 Gabriele Teichmann), Jürgen Ponto (1923-1977 Ralf Ahrens/Johannes Bähr), Karl Rasche (1892-1951 Ralf Ahrens), Hjalmar Schacht (1877-1970 Joachim Scholtysek), Otto Schniewind (1877-1970 Joachim Scholtyseck), Curt Joseph Sobernheim (1871-1940 Detlef Krause), Emil Georg von Strauß (1877-1942 Harald Wixforth), Max Warburg (1867-1946 Dorothea Hauser/Christoph Kreutzmüller) und Oscar Wassermann (1869-1934 Avraham Barkai). Den Höhepunkt ihrer Laufbahn erlangten die Betreffenden demnach zu durchaus unterschiedlichen Zeiten. Dass es sich nur um Männer handelt, liegt wohl vor allem an der betroffenen Zeit, da sich an den Bearbeiterinnen zeigt, dass zumindest in der Bankiersgeschichte die Frau durchaus bereits Einzug gehalten hat.
Veranschaulicht werden die Ausführungen durch beigegebene Photos, wobei Max Warburg den gesamten Kreis seiner Kollegen abwägend erwartungsvoll überblickt. Die des öfteren knappen Fußnoten werden durch ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis ergänzt. Eine Reihe von Verzeichnissen erschließt den insgesamt wirtschaftsgeschichtlich sehr aufschlussreichen, interessanten, die verschiedensten Wege zur Herrschaft über Geld und deren Wirkungen eindrucksvoll schildernden Band.
Innsbruck Gerhard Köbler