Wadle, Elmar,
Verfassung und Recht. Wegmarken ihrer Geschichte. Böhlau, Wien 2008. 396 S.
Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Entschluss, ältere Aufsätze und Beiträge in einem Sammelband neu zu präsentieren, so beginnt Elmar Wadle sein kurzes Vorwort, fällt nicht leicht, wenn derselbe Autor bereits mehrere Sammlungen dieser Art vorgelegt hat, deren thematische Kohärenz evidenter ist. Es sind dies die Bände Geistiges Eigentum - Bausteine zur Rechtsgeschichte (1996, 2003), die für die lange Zeit rechtsgeschichtlich vernachlässigten Immaterialgüterrechte wichtige und sichere Fundamente legen, Landfrieden, Strafe, Recht - Zwölf Studien zum Mittelalter (2001), die den zeitlichen Aufbruchsort ihres Verfassers kennzeichnen, und Französisches Recht in Deutschland - Acht Beiträge zur Geschichte des 19. Jahrhunderts, die den weiten zeitlichen und örtlichen Horizont des von Saarbrücken aus international wirkenden Verfassers widerspiegeln. Fast von selbst ergibt sich daraus als einigendes Band der vierten, trotz des genannten Bedenkens vorgelegten Sammlung der mutige Ausgriff auf viele wichtige Einzelfragen jenseits der zentralen Arbeitsschwerpunkte.
In seiner klaren Einführung verweist Elmar Wadle selbst auf das weite Feld der von ihm mitgestalteten deutschen Rechtsgeschichte, dessen enorme Breite jeden herausfordert, der sich ihr zuwendet. Wie diese Versuchung bestmöglich bewältigt werden kann, muss jeder Forscher an sich selbst erkunden und sich deswegen auf den Weg machen und möglichst viele Bereiche der rechtsgeschichtswissenschaftlichen Welt betrachten, um Vorlieben und Schwerpunkte zu ergründen. So entstehen Spuren, die den Weg markieren, den der einzelne Forscher durch die Rechtsgeschichte gegangen ist.
Zeitlich beginnt dieser hier offengelegte erfolgreiche Weg Elmar Wadles durch das Gelände von Recht und Verfassung 1971, um erst unmittelbar vor der 2006 begonnenen Drucklegung zu enden, wobei der Schwerpunkt deutlich auf der neueren Geschichte liegt. Örtlich reicht er von der unmittelbaren Heimat bis in alle deutschen Gefilde, ja mittels der internationalen Vereinigung für vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre noch weit darüber hinaus. Sachlich ist eigentlich das gesamte Recht in überzeugenden Suchschnitten erfasst.
Bei den 18 ausgewählten Studien ist jede Überschneidung mit den bereits vorgelegten Sammlungen sorgfältig vermieden. Die Wiedergabe der Texte ist abgesehen von der formalen Angleichung der Fußnoten mit guten Gründen unverändert erfolgt. Jede inhaltliche Ergänzung hätte auch den tatsächlich zurückgelegten Weg verwischt, den Elmar Wadle selbst in seiner Einführung beschreibt.
Er beginnt in zeitlicher Ordnung der Themen mit der 1971 im Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte veröffentlichten Untersuchung über mittelalterliches Zoll- und Münzrecht im Spiegel der Confoederatio cum principibus ecclestiasticis vom 26. April 1220. Er endet bei Visionen vom Reich in der deutschen Rechtsgeschichte zwischen 1933 und 1945. Für die dazwischen liegende Zeit sind außer vielen, beispielsweise auch durch Antworten auf Prüfungsfragen veranlassten Einzelstudien so wichtige Themenkomplexe wie die zentralen Aspekte der deutschen Verfassungsgeschichte zwischen 1815 und 1867 oder des politischen Wirkens deutscher Juristen im 19. Jahrhundert hervorzuheben.
Insgesamt bereichert auch dieser Band das allgemein zugängliche Bild vom Leistungsprofil des Verfassers in beeindruckender Weise. Sein Bemühen, auf allen Feldern die Vielschichtigkeit des Denkens unterschiedlicher Zeiten deutlicher herauszuarbeiten als bisher, kann jedermann zum Vorbild dienen. Möge der durch ein Personenregister abgerundete Band viele Leser finden.
Innsbruck Gerhard Köbler