Volles Risiko! Glücksspiel von der Antike bis heute. Sonderrausstellung des badischen Landesmuseums Karlsruhe 12. 4.-17. 8. 2008, hg. v. Badischen Landesmuseum, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 2008. 288 S. Besprochen von Gerhard. Köbler.

 

Zu dem Wenigen, was die Gegenwart durch Tacitus über die Germanen weiß, zählt ihre kaum bezähmbare Leidenschaft für das Spiel. Bei ihm ist die Freude des einen das Leid des anderen. Am geschicktesten verfährt, wer beides dadurch nutzt, dass er zu seinem eigenen sicheren Vorteil das Spiel anderer gestaltet, wie dies der Staat seit langer Zeit praktiziert.

 

Deswegen kann es kaum überraschen, dass zum 50jährigen Jubiläum des Zahlenlottos in Baden-Württemberg das Badische Landesmuseum Karlsruhe unter dem Titel Volles Risiko! eine Sonderausstellung über das Glücksspiel von der Antike bis heute präsentiert. Schließlich versuchen allein hier rund vier Millionen Menschen aus allen Altersgruppen und Berufsschichten regelmäßig ihr Glück. Ein Tropfen ökonomischen Öls fließt dabei auch Sport, Kunst und Kultur, der Denkmalpflege und vielen sozialen Projekten im Lande zu.

 

An Hand von rund 400 Gegenständen veranschaulicht die Ausstellung die Entwicklung verschiedener Formen des Glücksspiels von der vorchristlichen Zeit bis zur Gegenwart mit Schwerpunkten bei Lotto, Lotterie, Automatenspiel, Spielbank und Pferderennen. Dies beginnt im Begleitband mit einer sitzenden Fortuna als Frontispiz zu Jacob Philipp Hartmanns Neu erfundenem wunderbarem Glücksspiel von 1751 und reicht bis zu einem von Strafgefangenen in Stuttgart-Stammheim um 1970 aus Maschinenteilen heimlich angefertigten Roulettegerät. Dazwischen erörtern sachkundige Autoren in 28 Beiträgen einzelne Aspekte des Spiels.

 

An der Spitze steht die Kultur des Spiels als solche mit der launischen Fortuna als Mittelpunkt des Glücks. Danach geht es ohne strenge zeitliche oder örtliche Ordnung vor allem um Würfeln, Losen, Kartenspielen, Wetten und Totospielen mit Mechanik, Oddset, Online und Internet. Am Ende werden die Gefahren von Sucht und Abhängigkeit nicht ganz außer Acht gelassen und kommt Bernd Müller-Christmann zu Spiel und Recht zu aufklärendem Wort.

 

Auf glänzendem Papier in leuchtenden Farben ist so das Glück im Spiel zum Greifen nah. Am Schluss ermöglicht eine Bibliographie mit rund 200 Titeln die eigene Vertiefung. Wer immer zwar kein volles Risiko eingehen, dessen geschichtliche Verkörperungen aber möglichst gut vor Augen haben möchte, wird vielseitige Unterrichtung erfahren.

 

Innsbruck                                                                                                                              Gerhard Köbler