Revista de dret històric català, Volum 6 (2006). Societat Catalana d’estudis jurídics. Filial de l’Institut d’estudis Catalans, Barcelona 2007. 320 S. Besprochen von Filippo Ranieri.

 

Angezeigt sei hier der sechste Band der katalanischen rechtshistorischen Zeitschrift, die vom Institut d’estudis Catalans herausgegeben wird. Neben einer Einführung und zahlreichen Rezensionen und Chroniken enthält der Band zehn größere Beiträge. Sie betreffen sämtlich die katalanische Rechts- und Sozialgeschichte. Die Themen reichen vom Hochmittelalter bis zu Fragen der Zeitgeschichte. Zeithistorisch ist der Aufsatz von Manuel J. Peláez und Miriam Seghiri, „Ángel Ossorio Gallardo (1873-1946), advocat i intellectual catòlic, ambaixador i ministre de la República a l’exili: defensa de les institucions, el dret i els valors de Catalunya (1910-1946)“ (S. 195-209). Der Beitrag befasst sich mit der Person und mit dem Werk von Ángel Ossorio Gallardo (1873-1946). Es handelt sich um einen Rechtsanwalt und katholischen Intellektuellen, der zur Zeit der spanischen Republik Botschafter derselben war und später als katalanischer Oppositioneller ins Exil ging und dort verstarb. Zwei Aufsätze sind der Profession des Rechtsanwalts in der katalanischen Vergangenheit gewidmet: Josep Maria Mas i Solench , „L’advocat i la història“ (S. 47-61) sowie Maria Encarnación Gómez Rojo, „Línies sobre la reglamentació historicojurídica i la consideració social de l’exercici de la professió d’advocat en l’àmbit territorial catalanovalencià en algunes fonts jurídiques medievals en relació amb el pensament de Francesc Eiximenis“ (S. 235-257). Mehrere Beiträge sind der katalanischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gewidmet, etwa ein Aufsatz Claude Denjeans, „Crèdit jueu i usures cristianes a les viles rurals catalanes a la fi del segle XIII. El jueu Issach Biona, el corredor Guillem Franchea i els canvistes de Barcelona: un mercat d’usures i barates a Vilafranca del Penedès a la fi del segle XIII” (S. 259-283) über jüdische Kreditgeschäfte und christliche Usuren in Katalonien am Ende des 13. Jahrhunderts sowie ein Beitrag Josep Serrano Dauras, „La coexistència de les comunitats cristiana, jueva i sarraïna a Tortosa a la baixa edat mitjana“ (S. 173-193) über das Zusammenleben der christlichen, jüdischen und moslemischen Gemeinschaften in Tortosa im Spätmittelalter. Erwähnt sei noch ein Beitrag Patricia Zambrana Morals, „Dret concursal històric andorrà“ (S. 211-234) über das historische Konkursrecht im Fürstentum Andorra; die Verfasserin hat sich in mehreren Beiträgen mit der Geschichte des Insolvenzrechts im Mittelalter und in der Neuzeit befasst. Der jetzige Beitrag beleuchtet insbesondere die gemeinrechtliche Praxis in Andorra. Zum Schluss sei noch ein klassischer germanistischer Beitrag erwähnt. Es handelt sich um den Aufsatz Jesùs Fernàndez Viladrichs, „Algunes precisions jurídiques sobre l’alou a Catalunya durant els primers segles (IX-X) del període de la dispersió normativa“ (S. 63-88). Er betrifft die Rechtsfigur des „alou“ in Katalonien zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert. Mit dieser Bezeichnung wurden die Erbschaftsgüter benannt, die im „germanischen“ Verständnis zum Familienvermögen gehörten im Gegensatz zu den Gütern, die später durch Kauf hinzu erworben worden waren. Der „terminus technicus“ scheint eine germanische Wurzel zu haben (siehe die entsprechenden etymologischen Nachweise auf S. 63ff. sowie die italienische Bezeichnung „allodio“). Der Verfasser analysiert hier unter umfassender Heranziehung der edierten Quellen die Rechtsverfassung des „Aloudialeigentums“ im karolingischen Katalonien um die Jahrtausendwende. Auch aus der Perspektive der deutschen Philologie ist die Untersuchung recht lesenswert. Vielleicht denken die Herausgeber der Zeitschrift künftig daran, die Beiträge mit einer kurzen englischen, französischen oder gar deutschen Zusammenfassung zu versehen. Damit wäre dem ausländischen Leser sicherlich geholfen.

 

Saarbrücken                                                                                                  Filippo Ranieri