Magistri nostri, hg. v. Gulczyński,
Andrzej. Wydawnictwo
Poznańskie, Poznań
2005-2008. Henryk Olszewski, Zdzisław
Kaczmarczyk. 1911-1980, 2005. 165 S.; Szafrański, Wojciech, Stanisław Nowakowski. Przez trzy
kontynenty (= Durch drei Kontinente), 2005. 129 S.; Radwański, Zbigniew, Alfred Ohanowicz. Ojciec Poznańskiej
cywilistyki (= Der Begründer der Posener Zivilrechtsschule), 2006. 154 S.; Stanulewicz,
Maksymilian, Marian
Zygmunt Jedlicki. Tłumacz Thietmara (= Ein Übersetzer Thietmar), 2006. 167
S.; Smolak,
Marek, Czesław
Znamierowski. W poszukiwaniu sprawnego państwa (= Auf der Suche nach einem
effizienten Staat), 2007. 155 S.; Walachowicz, Jerzy, Michał Sczaniecki. Historyk państwa i prawa (= Staats- und Verfassungs-
sowie Rechtshistoriker), 2008. 121 S. Besprochen von Thomas
Gergen.
Die Rechts- und verwaltungswissenschaftliche
Fakultät der Universität Posen legt in ihrer Reihe Magistri Nostri eine weitere
Folge von Detailstudien zu Juristen vor[1], die im 20. Jahrhundert
an ihr wirkten bzw. sie entschieden geprägt haben[2].
Herausgeber dieser Studien ist der
Posener Rechtshistoriker Andrzej Gulczyński.
Die charakterisierten Juristen sind nicht allein
für die polnische Universitäts- und Rechtsgeschichte von Interesse, sondern ob
der geografischen Lage Posens auch für die deutsche Rechtsgeschichte. Die
Autoren legen dazu bebilderte Biografien dieser Juristen vor. Deren
Schriftenverzeichnis wird schließlich noch durch eine drei- bis vierseitige
englische Zusammenfassung des polnischen Textes abgerundet.
Als Sohn eines Historikers und Archivars in Krakau
1911 geboren war Zdzisław Kaczmarczyk Student, Assistent und Professor an
der juristischen Fakultät der Universität Posen. Kaczmarczyk widmete sich
intensiv der Geschichte der polnischen Städte und den Stadtrechten. Er verstarb
am 14. August 1980.
Stanisław Tomasz Nowakowski (1888-1938) wanderte
– so der Titel der Biographie – „durch drei Kontinente“. Er studierte am
Höheren Handelsinstitut in Kiew, wo er 1917 eine Professur für
Wirtschaftsgeographie erhielt. Forschungsreisen führten ihn nach Japan und in
die USA. 1918 wurde er Präsident der russischen Volksuniversität in Chicago.
Nach einigen Jahren kehrte er nach Polen zurück, um in Posen an der rechts- und
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie
zu übernehmen. Nowakowski war der erste, der marxistische Methoden in die
Geographie einbrachte, als er 1928 seinen Artikel über Marxismus und
Wirtschaftsgeographie publizierte.
Alfred Ohanowicz, der Begründer der Posener
Zivilrechtsschule[3], wurde am 21. März 1888 in
Lemberg (Galizien) geboren. Seine Familie war armenischen Ursprungs. Ohanowicz
studierte von 1906 bis 1910 an der juristischen Fakultät der König Johann
Kasimir Universität in Lemberg, von 1912 bis 1913 in Berlin. An der neu
eingerichteten Universität Posen erhielt Ohanowicz 1919 einen zivilrechtlichen
Lehrstuhl. Das Amt eines Dekans bekleidete er 1924/25. Im Zweiten Weltkrieg
wirkte er in Warschau und kehrte 1945 nach Posen als Zivilrechtslehrer an die
dortige Universität zurück. Etwa dreißig Dissertationen betreute Ohanowicz, aus
dessen Schule auch mehrere Zivilrechtsprofessoren stammten. Nach einem
erfüllten Gelehrtenleben verstarb Ohanowicz 1984.
Geboren 1899 studierte Marian Zygmunt Jedlicki an
der Jagiellonen Universität in Krakau, an der er 1924 zum Doktor der
Rechtswissenschaft promovierte. Von 1924 bis 1927 studierte Jedlicki in Paris.
Nach seiner Habilitation wurde ihm eine Lehrstuhlvertretung an der Universität
Posen für europäische Rechtsgeschichte angetragen. Während des Zweiten
Weltkriegs las Jedlicki polnisches Recht an der Universität Oxford und wurde im
Juni 1946 Ordinarius für Staats- und Rechtsgeschichte in Krakau. Seit 1949
wirkte er als Professor in Posen bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1954.
Jedlicki beschäftigte sich intensiv mit der Entstehungsgeschichte des
polnischen Staates und untersuchte die Beziehungen zu Deutschland. 1953
übersetzte er die Chronik Thietmars ins Polnische, versehen mit einem Kommentar
zu Thietmars juristischen und politischen Ansichten.
Czesław Znamierowski wurde am 08. Mai 1888 in
Warschau geboren. Er studierte zunächst in Leipzig, München und Berlin und
beendete im Dezember 1911 seine Dissertation mit dem Titel „Wahrheitsbegriff im
Pragmatismus“; mit dieser Arbeit wurde er zum Doktor der Philosophie an der
Universität Basel promoviert. Danach studierte er in Warschau und Posen
Rechtswissenschaft und promovierte 1922 zum Doktor jur. in Rechtstheorie. Für
Rechtstheorie und Rechtsphilosophie erhielt er auch einen Lehrstuhl, den er
nach dem Krieg 1945 wieder einnahm. Znamierowski schrieb 18 Bücher, 120 Artikel
und 104 Besprechungen und publizierte 21 Übersetzungen im Gebiet der
politischen Philosophie.
Michał Sczaniecki (1910-1977) begann seine
Studien an der Posener Universität im Jahre 1927. 1937 promovierte er an der
dortigen rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit einem Thema zum
Hochmittelalter in Polen. Nach dem Krieg habilitierte er sich in Posen. Er
lehrte sowohl in Posen als auch in Warschau und trat mit einem exzellenten
Lehrbuch zur internationalen Staats- und Rechtsgeschichte hervor. In seinem 68.
Lebensjahr verstarb Michał Sczaniecki am 29. Mai 1977.
Die vorliegenden sechs Studien greifen wichtige
Persönlichkeiten heraus, die aus der Posener Rechtsfakultät hervorgingen bzw.
dort lehrten und forschten. Ihre Biografien sind Ansporn auch für andere
Fakultäten, in ähnlicher Weise Juristen zu charakterisieren, die jeweils ihre
Heimatuniversitäten prägten.
Münster Thomas Gergen
[1] Vgl. die Besprechung der vier vorhergehenden Bände der Magistri Nostri: Thomas Gergen, ZRG Germ. Abt. 124 (2007), S. 724-725.
[2] Hierzu
gehört auch der Rechtshistoriker Witold Maisel
(1914-1993), dessen Festschrift lautet „Historia prawa. Historia kultury“
(Rechtsgeschichte. Kulturgeschichte), Liber Memorialis Vitoldo Maisel
dedicatus, Poznań 1994., hg. v. d. rechts- und
verwaltungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Posen.
Aus dieser Festschrift seien
hervorgehoben die Bibliografie Witold Maisels, verfasst von Andrzej Gulczyński, S. 15-37. Außerdem die Beiträge
von Louis Carlen, Tür
und Tor im Recht, S. 115-127, von Peter Putzer,
...dieser über alle Beschreibung boshafte Inquisit... Zum Ende des peinlichen
Strafrechts in Salzburg, S. 129-154, sowie von Karl Siegfried Bader, Aus dem Briefnachlass von Eberhard von Künßberg,
S. 233-241.
Zu Eberhard von Künßberg vgl.
nunmehr: Klaus-Peter Schroeder, „Ich
kann nur sagen, dass ich, was ich auch immer von ihm las, gern las“ - Skizzen
aus Leben und Werk Eberhard Freiherr von Künßbergs (1881–1941), in: Tiziana J. Chiusi/Thomas Gergen/Heike Jung, Das
Recht und seine historischen Grundlagen. Festschrift für Elmar Wadle zum 70.
Geburtstag (= Schriften zur Rechtsgeschichte), Berlin 2008.
[3] Siehe dazu: Alfred Ohanowicz, Wybór prac [= Auswahl der Schriften], Einführung von Zbigniew Radwański, Bearbeitung von Andrzej Gulczyński, Warschau 2007. Dazu dieAnzeige: Thomas Gergen, ZRG Germ. Abt. 126 (2009), S. ***.