La bellezza della città. Stadtrecht und Stadtgestaltung im Italien des Mittelalters und der Renaissance, hg. v. Stolleis, Michael/Wolff, Ruth (= Reihe der Villa Vigoni 16). Niemeyer, Stuttgart 2004. VI, 371 S., 80 Abb. Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Augen des Menschen eröffnen ihm die Erkenntnis der Schönheit. Herkömmlicherweise erscheint ihm die unberührte Natur als schön, während der Eingriff des Menschen die Schönheit meist beeinträchtigt. Gleichwohl ist die in idealen Gestalten des Umschlags verkörperte Schönheit auch dem Menschen so interessant, dass sich ein jüngerer, Italien in manchen Beziehungen nahe stehender Kollege für eine Bewertung der Schönheit der Stadt gewinnen ließ, freilich sein Ergebnis trotz vieler Erinnerungen der Allgemeinheit bisher nicht zur Verfügung stellen konnte, so dass der Herausgeber mit einigen Sätzen auf das Werk hinweisen muss.

 

Gelungen ist es bereit zwischen dem 20. und 23. September 2001. Während dieser Zeit trafen sich an der Schönheit in Kunst und Recht  Interessierte im idyllisch gelegenen und anregenden Ambiente der Villa Vigoni am Comer See. Ihr Ziel war die Klärung so wichtiger Fragen wie: Gibt es so etwas wie eine von den praktischen Aufgaben trennbare Ästhetik?

 

Im Anschluss an die in den Sachgegenstand einführende Einleitung der Herausgeber untersuchte Bernd Roeck urbanistische Konzepte des Quattrocento im Hinblick auf Ideal und Wirklichkeit der Stadtplanung der Frührenaissance, während Hagen Keller zur Quellengattung der italienischen Stadtstatuten Stellung bezog. Gerhard Dilcher skizzierte das spannende Verhältnis von Recht und Stadtgestalt im Mittelalter. Enrico Guidoni stellte dem aus italienischer Sicht die Schönheit der Stadt in Statuten und nichtstatutarischen Quellen gegenüber.

 

Dem schlossen sich verschiedene Beiträge zu einzelnen italienischen Städten an. Vito Piergiovanni betrachtete die Organisation der Hafenstadt Genua, Antje Middeldorf Kosegarten die kommunale Gesetzgebung, Bauplanung und Stadtästhetik im mittelalterlichen Venedig, Guido Tigler den Fall Lucca an Hand der Erwähnungen und bislang teilweise unveröffentlichten Fragmente der verlorenen kommunalen Statutenbücher vor 1308 als Quellen zur architektonischen und politischen Entwicklung des Stadtstaats, Peter Seiler Kommunale Heraldik und Visibilität politischer Ordnung am Beispiel Florenz, Mario Ascheri Le più antiche norme urbanistiche del Comune di Siena sowie Ingrid Baumgärtner die kommunale  Bauplanung in Rom vom 12. bis 14. Jahrhundert.

 

Am Ende der interessanten Fragestellung stehen nochmals zwei allgemeinere Studien. Ruth Wolff geht es um die Verhältnisse zwischen Grabmälern, Platzgestaltung und Stadtstatuten. Julian Gardner stellt die Painted City in die Spannung zwischen Legal Domain und Visualized Utopia und rundet damit die überwölbende Zielsetzung der Suche nach dem Verhältnis von ästhetischem Gestaltungswillen der damaligen italienischen Obrigkeiten und ihren Visionen der bellezza della città eindrucksvoll ab.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler