Kicherer, Dagmar, Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden. (= Regionalgeschichte - fundiert und kompakt). Braun/DRW-Verlag, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2008. 189 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die kolorierte Lithographie Philippe Benoists von etwa 1850 auf dem Einband zeigt Baden(-Baden) vom Gesellschaftshaus aus. Von den Anlagen vor dem Konversationshaus aus bietet sich den Flaneuren ein großzügiger Blick auf die Altstadt, die von den Battertfelsen mit der Ruine Hohenbaden überragt wird. Pläne von etwa 1810 auf der Buchinnenseite vorn und von 1912 auf der Buchinnenseite hinten ergänzen diese dreidimensionale, durch eine Photographie von etwa 1895 modernisierte Sicht durch anschauliche Grundrisse, die sich freilich in ihrer Ausrichtung unterscheiden, so dass der Vergleich im Abstand von rund hundert Jahren schwerer fällt als vielleicht notwendig.

 

Die als Diplomarchivarin ausgebildete Verfasserin ist seit 1999 bei dem Stadtmuseum Baden-Badens beschäftigt. Sie ist etwa durch ein Repertorium der Aufführungsakten des königlichen Hoftheaters Stuttgart und kleinere Untersuchungen zur baden-württembergischen Landesgeschichte hervorgetreten. Als für das Archiv der Stadt Verantwortliche bietet sie eine kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden von den römischen Anfängen bis in die Gegenwart.

 

Zu Recht weist die Verfasserin darauf besonders hin, dass Baden-Baden für einen Ort seiner Größe ungewöhnlich bekannt ist. Diese Bekanntheit verdankt der 987 erstmals als Baden erwähnte und seit 1848 umgangssprachlich sowie seit 1. September 1931 auch rechtlich einen Doppelnamen führende Ort (1288 Stadt, 1507 Stadtordnung) vor allem der Tatsache, dass die Markgrafen von Baden (1112 Hermann II. marchio de Baduon) ihn als Sitz wählten (bis 1705). Aufmerksam auf das heute täglich etwa 800000 Liter Thermalwasser von rund 67 Grad der Allgemeinheit spendende Gebiet am Fuß des Florentinerbergs wurden freilich bereits die Römer, die sich am Ausgang des ersten nachchristlichen Jahrhunderts dort niederließen (civitas Aurelia Aquensis, Aquae).

 

Von diesen Anfängen über spärliche Nachrichten im Mittelalter (Oos als fränkisch-alemannische Siedlungsgrenze) führt die Verfasserin den Leser zu den Markgrafen, mit denen der von zahlreichen kriegerischen Wirren gekennzeichnete Aufstieg zum Kurort beginnt. Erst in der Romantik wird Baden-Baden aber zur mondänen Sommerhauptstadt Europas, die ihr natürliches Erbe auch unter geänderten politischen Bedingungen wahren muss. Im Anhang ihrer mit vielen Bildern veranschaulichten Darstellung sind eine Zeittafel von den frühesten menschlichen Spuren der mittleren Neuzeit bis 2004 (Museumsmeile) und Literaturhinweise in Auswahl beigegeben, auf deren Grundlage möglicherweise der kleinen Geschichte in der Zukunft eine detaillierte Beschreibung folgen kann.

 

Innsbruck                                                                                                                                          Gerhard Köbler