Die Urbare Abt Hermanns von Niederalteich, bearb. v. Klose, Josef, Teil 1, Teil 2 (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Neue Folge 43). Beck, München 2003. 76*, 550, 5*, 551-1101 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Bearbeiter legte im Sommersemester 1965 der philosophischen Fakultät der Universität München seine von Peter Acht betreute Untersuchung über das Urkundenwesen Abt Hermanns von Niederalteich (1242-1273), seine Kanzlei und Schreibschule als Dissertation vor. Ihre wichtigsten Quellen waren zahlreiche Originalurkunden sowie die umfangreichen Urbare des Abtes. Da die Quellen bisher in unbefriedigender Qualität veröffentlicht waren, ergab sich aus ihrer Verwertung zugleich die Notwendigkeit einer zeitgemäßen Edition, die jedoch wegen des Umfangs der von Niederabsdorf an der Zaya bis Ingolstadt und von Kötzting und Zwiesel bis in das Rotttal reichenden Urbare zunächst auf dieses beschränkt werden musste.

 

Seit1970 befasste sich der seit 1961 im höheren Schuldienst in Nittenau und Regensburg tätige, 1996 als Oberstudiendirektor des Regental-Gymnasiums in Nittenau in den Ruhestand getretene Bearbeiter auf Anregung Peter Achts mit den Handschriften. Auf zahlreichen Reisen bemühte er sich um die Bestimmung bisher unbestimmter und vielfach in der Quelle erstmals belegter Örtlichkeiten. Etwa vierzig Jahre nach dem Beginn seiner Beschäftigung mit Niederalteich konnte er - wegen des umfangreichen Materials imd der häufig mehrfachen Überlieferung später als ursprünglich geplant - die Urbare als eine der letzten Editionen von insgesamt 40 Bänden der Quellen und Erörterungen zur bayerischenGeschichte, die seit 1950 in Bearbeitung waren, der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

 

Die umfangreiche Einleitung beginnt mit dem um 1200 geborenen, am 31. Juli 1275 verstorbenen Hermann von Niederalteich. Daran schließen sich Besonderheiten der urbariellen Überlieferung des Klosters unter dem Abt, die Überlieferung der Urbareinträge, die Beschreibung der vier Handschriften, deren Entstehung und Verhältnis zueinander, die Form der Urbareinträge, die Schreiber und die Drucke an. Danach erläutert der Bearbeiter seine Edition.

 

Insgesamt gliedert er seine Edition in elf Urbargruppen. Den größten Umfang nehmen dabei die (zehn) Ämter und Orte ein. Nicht ausgeschlossen werden aber auch Einträge, die vom Inhalt oder von der Niederschrift her nicht aus der Zeit Abt Hermanns stammen, oder bloße Schriftproben und verstümmelte Einträge.

 

Am Ende folgen Literatur-, Abkürzungs- und Siglenverzeichnis, Verzeichnis der Urkunden und -Notizen (mit 687 Nummern), Orts- und Personenverzeichnis (S. 851-1021) sowie ein erfreulich umfangreiches Wort- und Sachverzeichnis von abbas bis zolner. Acht Tafeln veranschaulichen die Überlieferung. Insgesamt ist mit dieser Edition eine bedeutsame Quelle der hochmittelalterlichen altbayerischen Geschichte der Allgemeinheit in moderner Form zur Verfügung gestellt, wofür dem Bearbeiter sehr zu danken ist.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler