Deutsche Reichstagsakten Mittlere Reihe. Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I. Achter Band Der Reichstag zu Köln 1505. Teil 1, Teil 2, bearb. v. Heil, Dietmar. Oldenbourg, München 2008. 1-950, 951-1557 S. Besprochen von J. Friedrich Battenberg.

 

Während die von Hermann Wiesflecker begründeten „Regesten des Kaiserreichs unter Maximilian I.“ bislang mit ihrem vierten Band erst bis 1504 fortgeführt werden konnten (Rezension der beiden Teilbände in: ZRG GA Bd. 121, S. 732-734, und Bd. 123, S. 506-508), konnte nun für einen wichtigen Teilbereich kaiserlicher Politik für das darauf folgende Jahr 1505 ein Editionswerk vorgelegt werden. Erstmals wird damit die zweite Hälfte der Amtszeit Maximilians erfasst. Der vor allem durch den „Kölner Spruch“ im Landshuter Erbfolgestreit bekannt gewordene, aber auch sonst für die Frage der Reichsbefriedung und der Reichshilfe gegen die Ungarn ebenso wie für die Nachfolge des Kaisersohns Philipp in Kastilien wichtige Reichstag stellt eine bedeutsame Wegmarke der habsburgischen Reichspolitik dar. Zusammen mit der gleichzeitig erscheinenden Edition der Maximilians-Reichstage der Jahre 1491 bis 1493 und den schon 1981 publizierten Reichstagsakten von 1495 führt gerade dieser Kölner Reichstag von 1505 zu der wohl kaum noch zu bezweifelnden Einsicht, dass man es bei Maximilian I. mit einem Herrscher zu tun hat, dessen politisches Interesse nur noch wenig dem Reich selbst galt. Vor allem konzentrierte er sich auf die Größe seines Hauses und damit eigentlich auf ein dynastisches Imperium, wobei er seinen Blick auf ganz Europa von Ungarn bis England samt dem Mittelmeerraum von der Türkei bis Spanien richtete. Es ging ihm nun um die Herrschaft eines Familienverbands, weniger um die mittelalterlich-christliche Friedensgemeinschaft Mitteleuropas. Auf den Reichstagen der maximilianeischen Zeit standen deshalb auch die Begehren um Kriegshilfe im Vordergrund, während Fragen der Reichsverfassung und innere Reichsprobleme, soweit sie nicht von anderen Reichsständen eingebracht wurden, aus der Perspektive des Kaisers in den Hintergrund rückten. Dies war allerdings auch Konsequenz der sich seit 1486 abzeichnenden Reformen von 1495, die den Einfluss der Reichsstände entscheidend auf Kosten der kaiserlichen Prärogative erhöhten.

 

Der Bearbeiter gibt – nach ungewöhnlich umfangreichen Verzeichnissen der benutzten archivischen und gedruckten Quellen sowie der einschlägigen Forschungsliteratur – einleitend außer einem Überblick über die Konzeption des Bandes, die Editionsgrundsätze, die Auswahl und Darbietung der Quellen ebenso wie der Systematik eine Einführung in die Vorgeschichte, die Probleme und die Rahmenbedingungen des Kölner Reichstags von 1505. Dabei geht er ausführlich auf den Landshuter Erbfolgekrieg und die reichspolitischen Auswirkungen der kurpfälzischen Niederlage ein. Angesprochen werden außerdem die auswärtige Politik Maximilians, aber auch weitere Aspekte des Reichssystems um 1505. Hinsichtlich des nach Regensburg und Augsburg verlegten und stärker in die Verfügungsgewalt des Königs geratenen Reichskammergerichts diskutiert der Bearbeiter die Reformversuche, die allerdings in Köln nicht zu einem Erfolg geführt werden konnten. Darüber hinaus beschäftigt sich der Bearbeiter in seiner Einleitung mit dem Verlauf des Kölner Tages, dessen Ergebnissen und dessen Folgen für die Geschichte des Reichstags, der kaiserlichen Politik sowie auch insgesamt der Reichsverfassung.

 

Die eigentliche Edition, die die erfassten Quellen nicht durchweg im originalen Volltext wiedergibt, sondern sich vielfach auch regestenförmig zusammenfassend auf die Wiedergabe des wesentlichen Inhalts beschränkt, beginnt mit Quellen zum gescheiterten Projekt eines Reichstags in Frankfurt am Main 1504. In einem zweiten Kapitel bietet der Bearbeiter zunächst die verfügbaren „Vorakten“ zum Kölner Reichstag, namentlich zu einem Tag zu Hagenau, aber auch zu vorbereitenden Aktivitäten zur Neueröffnung des königlichen Kammergerichts. Unter dem Titel „Zu den äußeren Rahmenbedingungen des Reichstags: Die Beziehungen König Maximilians zu ausländischen Mächten“ wird eine Reihe von Quellen geboten, die mit dem Reichstag eigentlich in keinem Zusammenhang stehen, die aber doch zum Verständnis der dort erörterten Fragen von Bedeutung sind. Erst das umfangreiche vierte Kapitel des Bandes bietet die eigentlichen Akten des königlichen und Reichstags zu Köln. Geboten werden gleich zu Beginn die Texte des Reichstagsprotokolls, von zugehörigen Verhandlungsakten und des Kölner Reichsabschied vom 31. Juli 1505. Es folgen dann die ermittelten Akten zu den Verhandlungen um die Beendigung des Landshuter Erbfolgekriegs einschließlich des königlichen Rechtsspruchs vom 1. August 1505. Dokumentiert sind weitere Konfliktfälle, wie die des Deutschen Ordens mit Polen sowie zahlreicher weiterer Streitsachen vor allem von Reichsständen, die unter dem Gesichtspunkt „König Maximilian als oberster Gerichtsherr“ wiedergegeben werden. In diesem Zusammenhang wird auch das Verhältnis des Reichsoberhaupts zum königlichen Kammergericht thematisiert. Separat davon geht der Bearbeiter auf die im Reichstag behandelten „Gratialsachen“ ein, nämlich auf die Verleihung von Reichslehen, die Vergabe von Privilegien, von sonstigen Begnadungen sowie die Konfirmation älterer Recht. Finanzangelegenheiten sowie sonstige geistliche und weltliche Verhandlungsgegenstände werden ebenfalls in jeweils separaten Unterkapiteln dokumentiert.

 

Im zweiten Teil des Aktenbands wurden die von den Reichsständen formulierten Instruktionen, Weisungen und Berichte aufgenommen sowie die bekannten Chroniken, Aufzeichnungen und Verzeichnisse. Unter dem Gesichtspunkt „Nachakten“ schließlich wurden einschlägige Quellen zur Umsetzung des Kölner Spruchs im Landshuter Erbfolgekrieg, zur Erlegung der Kölner Reichshilfe sowie zu Münzangelegenheiten und weiteren Verhandlungsgegenständen zusammengefasst. Mit einem chronologischen Verzeichnis der edierten oder behandelten Akten sowie einem ausführlichen Register der Personen und Orte (im Rahmen der Ortsbetreffe werden erfreulicherweise auch Sachen einbezogen) schließt der Band.

 

Darmstadt                                                                                          J. Friedrich Battenberg