Der Wolfenbütteler Sachsenspiegel - Dokumentation.
Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 2006. [14] S., Ill. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Der Wolfenbütteler Sachsenspiegel wurde wahrscheinlich in Obersachsen im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts von einem unbekannten Schreiber und einem unbekannten Bildner für einen unbekannten Auftraggeber hergestellt. Auch sein weiteres anfängliches Schicksal vor dem 1651/1652 erfolgten Erwerb durch Herzog August den Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg liegt im Dunkel. Seitdem befindet sich das eindrucksvolle Werk in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.
In Zusammenarbeit mit der Bibliothek legt die Akademische Druck- und Verlagsanstalt nach der Oldenburger Bilderhandschrift und der Dresdner Bilderhandschrift die Wolfenbütteler Bilderhandschrift als dritte und zugleich prächtigste der insgesamt vier Bilderhandschriften des berühmtesten mittelalterlichen Rechtsbuchs Deutschlands als Vollfaksimile vor. Alle 86 Blätter der Handschrift werden vollständig, im Originalformat von 35 x 27 cm, mit authentischem Lagenverlauf und Randbeschnitt faksimiliert. Jede einzelne Farbnuance der kolorierten 776 Bildstreifen, alle Goldflächen und der abgestufte Pergamentton des ursprünglichen Beschreibstoffes werden sorgfältig wiedergegeben, wofür die zwecks Anschauung zur Verfügung gestellten drei Musterblätter beredtes Zeugnis ablegen.
Die Dokumentation transkribiert in den betreffenden Ausschnitten den handgeschriebenen Text und macht ihn dadurch für jedermann lesbar. Sie übersetzt ihn und macht ihn dadurch jedermann verstehbar. Sie beschreibt schließlich jeden der vier Bildstreifen jeder Seite und bietet damit dem Betrachter eine fachmännische Erklärung der mit den Bildern verbundenen Ziele.
Der als Lizenzausgabe der 1993 im Akademie Verlag erschienenen Ausgabe zugehörige vollständige Kommentar zur Faksimile-Ausgabe umfasst zwei von Ruth Schmidt-Wiegand herausgegebene und von einer Gruppe von Wissenschaftlern erarbeitete Bände, die Friedrich Ebel in ZRG GA 113 (1996) angezeigt hat. Davon enthält der Textband eine diplomatische Umschrift, einen zitierfähigen, Kürzel auflösenden und moderne Interpunktation verwendenden Text und eine neuhochdeutsche Übersetzung sowie in Parallele dazu einen Bildleistenkommentar. Der Kommentarband stellt in Beiträgen zu den unterschiedlichen Aspekten der Handschrift dem Leser den mittelalterlichen Alltag vor.
Die Ausgabe ist auf 580 Exemplare limitiert. Der Ladenpreis beträgt 3700 Euro, der Preis der bei Bestellung der Faksimile-Ausgabe kostenlosen Dokumentation 59 Euro. Möge das verdienstvolle Werk Eike von Repgow und seinen Anhängern viele weitere Freunde gewinnen, welche die Codices picturati direkt nebeneinander legen und im unmittelbaren Vergleich ihre inhaltlichen und formalen Unterschiede und Übereinstimmungen studieren.
Innsbruck Gerhard Köbler