Caesarius von Heisterbach, Das Leben der heiligen Elisabeth und andere Zeugnisse (Vita sancte Elyzabeth lantgravie, Sermo de translatione beate Elyzabeth), hg. und übers. v. Könsgen, Ewald, ergänzt durch Summae vitae Konrads von Marburg, Libellus de dictis quatuor ancillarum sancte Elisabeth confectus (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 67 = Kleine Texte mit Übersetzungen 2). Elwert, Marburg 2007. V, 196 S.

Dietrich von Apolda, Das Leben der heiligen Elisabeth, hg. und übers. von Rener, Monika (= Veröffentlichungen der historischen Kommission von Hessen 67 = Kleine Texte mit Übersetzungen 3). Elwert, Marburg 2007. VI, 230 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die heilige Elisabeth, 1207 als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und Gertrud von Andechs-Meraniens geboren, mit vier Jahren an den Hof der Landgrafen von Thüringen gebracht, 1221 im Alter von vierzehn Jahren mit Landgraf Ludwig IV. vermählt, 1226 Beichttochter Konrads von Marburg, 1228 nach dem Tod Ludwigs IV. auf dem Kreuzzug (1227) nach Marburg übersiedelt und in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1231 in ihrem Hospital in Marburg mit 24 Jahren als Landgräfin von Thüringen gestorben, galt bereits zu ihren Lebzeiten vielen als außergewöhnlicher Mensch. Bereits 1232 verfasste ihr Beichtvater und Lehrmeister Konrad von Marburg eine kurze Lebensschilderung als Grundstein für eine kirchenamtliche Heiligsprechung. Sein Plan einer anspruchvollen Vita Elisabeths scheiterte an seiner Ermordung im Jahre 1233, doch gelang am 27. Mai 1235 die Heiligsprechung, wobei als Tag für das Elisabethfest der 19. November festgesetzt wurde.

 

In der Folge ließ sich der Zisterzienser Caesarius von Heisterbach, der bereits zwischen 1219 und 1223 durch einen in mehr als hundert Handschriften überlieferten Dialogus miraculorum hervorgetreten war und ab 1226 für den ermordeten Kölner Erzbischof Engelbert eine eindrucksvolle Vita verfasst hatte, auf der Grundlage eines ihm überlassenen, noch erhaltenen Libellus de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus zur Anfertigung einer Vita Elisabeths gewinnen, die vollständig nur in einer einst dem Herzog von Arenberg gehörigen, inzwischen verschollenen Handschrift des 15. Jahrhunderts (Nordkirchen Nr. 75) überliefert ist und 1937 von Albert Huyskens veröffentlicht wurde. Ihr ist in der darauf gegründeten Neuausgabe eine Übersetzung durch Ewald Könsgen beigegeben. Dem folgen Sermo des translatione beate Elyzabeth, acht Abbildungen der Reliefs des Elisabethschreins zu Marburg, Summa vitae des Magisters Konrad von Marburg vom 16. November 1232 und Libellus de dictis quatuor ancillarum sancte Elisabeth confectus sowie eine kleine Zeittafel des kurzen Lebens der Heiligen.

 

Da sich die Vita des Caesarius von Heisterbach und eine etwa gleichzeitige Vita eines anonymen Zisterziensers (Zwettler-Vita) auf Quellen beschränkten, die auf den Kanonisationsprozess zurückgehen, bestand ein Bedarf an einer umfassenderen Lebensbeschreibung. Ihn befriedigte gut fünfzig Jahre später der Erfurter Dominikaner Heinrich von Apolda. Sein Werk legt die Bearbeiterin erstmals in einer zweisprachigen, von 15 Farbabbildungen begleiteten Ausgabe vor, die auf ihrer kritischen Edition des Jahres 1993 beruht.

 

Mit beiden Bänden ist einer der bekanntesten deutschen Frauen des hohen Mittelalters würdig gedacht. Schlicht und zugleich elegant erinnern sie an ein zwischen zwei Polen eindrucksvoll verlaufendes Leben. Möge ihre deutsche Übertragung die weitere Verbreitung von Wunder und Wirken erleichtern.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler